Brafa in Brüssel

Eine gute Figur

Die Brüsseler Kunstmesse Brafa ist zurück und verteidigt ihren Marktplatz mit 18 Newcomern und einer sanften Neujustierung

Von Alexandra Wach
21.06.2022

Ihr coronabedingter sommerliche Termin hat die 67. Ausgabe der Kunst- und Antiquitätenmesse Brafa sichtlich beschwingt. Die vom belgischen Künstler Arne Quinze gestalteten, pink-grünen Fleckenteppiche und in den Gängen hängenden Installationen aus Metall verbreiten gute Laune, die auch der Umzug aus dem historischen Thurn- und Taxis-Komplex in die Halle 4 der Brüsseler Expo nicht trüben kann. Hinter dem Eingang durchschreitet man zunächst eine leere und etwas abweisende Ausstellungsfläche, bevor es durch ein mediterran rosa-gelbes Tor in die Schatzkammer geht. Und die präsentiert sich verlässlich in eklektischer Offenheit den Genres gegenüber, die durch alle Jahrhunderte reichen und kaum ein Objekt außen vorlassen.

Das Angebot reicht von einem Gemälde von Frans Hals bei der Amsterdamer Galerie Douwes Fine Art über indianischen Kopfschmuck bei den Londonern Finch & Co bis hin zu einer persischen Steinbock-Skulptur, datiert auf 1000 v. Chr., im Gepäck der neu hinzugekommenen Pariser Galerie Kevorkian. Endlich wieder Brafa, müssen sich nicht wenige gedacht haben: Gleich am ersten von zwei Vernissage-Tagen verkaufte die Galerie Maruani Mercier 14 Gemälde des Brafa-Ehrengastes Arne Quinze für Preise zwischen 50.000 und 125.000 Euro.

Galerie Douwes Fine Art David Teniers Brafa
Die Amsterdamer Galerie Douwes Fine Art hat neben einem Bild von Frans Hals auch eine „Scheunenszene“(1681) von David Teniers dem Jüngeren dabei. © Douwes Fine Art

Das Rijksmuseum Amsterdam griff bei der Christusfigur des flämischen Bildhauers Jan van Doorne III aus dem 17. Jahrhundert bei Floris Van Wanroij Fine Art zu. Baronian meldete den Verkauf eines Werks des US-Minimalisten Robert Mangold. „Four squares within a square 3“ von 1974 wechselte für 320.000 Euro den Besitzer. Auch am exquisiten Stand der Galerie Serge Schoffel herrschte rund um die neolithischen Sahara-Steine reges Treiben. Verkauft hat sich gleich die ganze Rauten-Gruppe „Rhombes“ aus Papua-Neuguinea für 50.000 Euro, die einst der berühmte deutsche Anthropologe Thomas Schultze-Westrum für sich zusammengestellt hatte.

Die Eröffnung war also ein Erfolg. Dabei musste man bei der terminlichen Kollision mit der Art Basel und vor allem der großen Schwester Tefaf, die sich diesmal alle zeitlich überschneiden, mit einem Kampf um die Gunst der Sammlerinnen und Sammler rechnen. Immerhin nehmen 34 Galerien gleichzeitig an der Tefaf wie der Brafa teil. Allerdings war auch nicht jeder Platz an den traditionell von den Galerien im Gang der Messeschau aufgebauten Dinner-Tischen besetzt; ein Teil der Eingeladenen sagten auch aus Urlaubsgründen ab.

Aristide Maillol Galerie Dina Vierny Brafa
Auf dem Sockel der „Léda“ aus weißer Terrakotta prangt die Signatur von Aristide Maillol, die Galerie Dina Vierny bringt sie aus Paris mit. © Galerie Dina Vierny

Dennoch gelingt der Brafa mit 18 gut gewählten Neuzugängen eine bemerkenswerte Frischzellenkur. Da wäre die seit kurzem nach Brüssel gezogene Galerie De Bardi Art, die mit zwei aus dem 15. Jahrhundert stammenden venezianischen Doggen-Skulpturen betört (62.000 Euro). Die Brüsseler Collectors Gallery überrascht mit Künstlerinnenschmuck, etwa der 30.000 Euro teuren Kupfer-Holz-Halsketten von Louise Nevelson, der in Venedig noch bis September eine Solo-Schau gewidmet ist. Die Pariser Galerie Dina Vierny stimmt wiederum mit Gemälden der Autodidakten Séraphine Louis und André Bauchant auf die im Juli im Burda Museum in Baden-Baden anlaufende Ausstellung „Die Maler des heiligen Herzens“ ein.

Die Galerie Zidoun-Bossuyt aus Luxemburg und Dubai hat den Zeitgeist erkannt und bestückt ihren ganzen Stand mit Werken schwarzer Künstlerinnen und Künstler – allen voran Basquiat, Wangechi Mutu, Summer Wheat und Eddy Kamuanga. So bleibt man auf der Höhe der Zeit und garantiert zugleich stets schillernde Ausflüge in die Vergangenheit wie bei der Brüsseler Galerie Desmet, die seit Jahren der Brafa treu bleibt. Sie glänzt nicht nur mit einer Skulptur eines lächelnden Voltaire, sondern auch mit einer auf das 17. Jahrhundert datierten, 65.000 Euro teuren Statue des „Hermes von Pio-Clementino“. Die Provenienz geht zurück auf das historische Chateau de la Croix des Gardes, ein  Juwel der Côte d’Azur. Das legendäre Anwesen stammt aus der Zeit der Belle Epoque. Hoch über Cannes auf dem üppigen Hügel Crois des Gardes gelegen, wurde das Anwesen 1955 als Kulisse von Hitchcocks „To Catch a Thief“ mit den Megastars Grace Kelly und Cary Grant genutzt – eine Geschichte ganz nach dem Geschmack der Brafa, die ihr Stilbewusstsein erneut bewundernswert unter Beweis stellt.  

Service

MESSE

Brussels antiques & fine arts (Brafa),

Brussels Expo,

bis 26. Juni 2022

brafa.art

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