Kunsthandel

Klar und konzentriert

Die Art Cologne hat sich eine neue Übersichtlichkeit verordnet und reduziert die Zahl der Aussteller 

Von Christiane Meixner
10.04.2019

Die Art Cologne hat ein Herz für Galeristen. Vor allem für prominente wie Ileana Sonnabend (New York), Michael Werner oder Hein Stünke (beide Köln), der 1945 die Galerie „Der Spiegel“ für die zuvor verfemte Moderne gründete. Sie alle bekamen in den vergangenen 20 Jahren den Art-Cologne-Preis – eine Auszeichnung, den die Kunstmesse zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Galerien vergibt. Da verwundert es kaum, wenn die Aufmerksamkeit vorrangig der eigenen Zunft gilt. 

Sammler als Preisträger des Art-Cologne-Preis

Was an der Liste der Preisträger dennoch überrascht, sind die Namen diverser Sammler. 1996 wurde Peter Littmann ausgezeichnet, damals Chef der Modemarke „Boss“. Später folgten mit Ingvild Goetz und Frieder Burda zwei überaus wichtige Kunstkäufer im großen Stil. Und auch jetzt, zur aktuellen Ausgabe der Messe, steht mit Christian Kaspar Schwarm ein Sammler im Fokus; nach Julia Stoschek, die sich leidenschaftlich für Medienkunst engagiert und dafür 2018 den Preis erhielt.

Beide sind Anfang der Siebzigerjahre geboren und verkörpern eine junge Generation, die viel Zeit und Geld in die eigene Sammlung investiert. Stoschek hat inzwischen zwei Privatmuseen in Düsseldorf und Berlin, Schwarm gründete 2008 die Online-Plattform „Independent Collectors“, auf der sich Sammler austauschen können. Solche Persönlichkeiten braucht eine Messe, die als älteste Veranstaltung ihrer Art bereits zum 53. Mal stattfindet. Und die sich trotzdem immer wieder neu aufstellen muss, weil die globale Situation längst eine andere als 1967 ist – dem Jahr, in dem die Galeristen Rudolf Zwirner und Hein Stünke das Messeformat für Köln erfanden.

Absichtlich weniger Aussteller als im Vorjahr

Insgesamt 176 Galerien sind diesmal dabei, 95 von ihnen reisen aus dem Ausland an: darunter David Zwirner (New York), White Cube (London) und Mega-Seller wie Pearl Lam, Hauser & Wirth oder Thaddaeus Ropac mit Dependancen von Zürich über Paris bis Los Angeles und Hongkong. Rosemarie Schwarzwälder hat es mit ihrer Galerie Nächst St. Stephan nicht so weit, sie kommt seit Langem regelmäßig aus Wien an den Rhein. Insgesamt hat sich die Zahl der Teilnehmer jedoch von 210 im Jahr 2018 um knapp 30 gesenkt. Man habe sich in allen Ausstellungsbereichen „leicht verschlankt“, lässt die Messeleitung wissen und bekenne sich „klar zu einer konzentrierten Kunstschau, bei der Qualität und Überschaubarkeit für Aussteller wie Besucher gleichermaßen im Fokus“ stünden. 

Ziel der Entscheidung: Die Reduzierung der Art Cologne von drei auf zwei Etagen der Messehallen. Zum Vorteil jener Galerien, die zuvor im obersten Stockwerk im Segment „Neumarkt“ unterkamen: Ein Bereich mit reduzierten Standgebühren für junge, aufstrebende Galerien, in dem sich unter anderem Jan Kaps (Köln), Nir Altman (München), Arcadia Missa (London), Essex Street (New York), Martinetz (Köln) und Max Mayer (Düsseldorf) präsentieren. Diesmal jedoch nicht separiert von den arrivierten Händlern für die Moderne und zeitgenössische Kunst, sondern mittendrin. Ein Gewinn, vor allem für die Newcomer. In der Vergangenheit hat es ganz schön rumort, weil einige sich vom Strom der Sammler abgeschnitten fühlten. Wer auf zwei Etagen viel gesehen und gekauft hat, macht lieber beim Kölsch halt, anstatt noch höher zu steigen, kursierte unter Galeristen als Grund für jene Zurückhaltung. Die Messe reagiert also nur konsequent, wenn sie künftig auf ein Geschoss der luftigen Messehalle verzichtet.

Galerien arbeiten zusammen 

Tanja Wagner (Berlin) hat sich trotzdem nicht wie gewohnt um einen Stand im Sektor „Neumarkt“ beworben, sondern für die „Collaborations“: Hier kooperieren Galerien, entwickeln Ideen und zeigen sorgsam kuratierte Ausstellungen. Dafür tut sich Guido W. Baudach (Berlin) mit Blank Projects (Kapstadt) für eine gemeinsame Präsentation zusammen.

Esther Schipper (Berlin) und „Galerie Drei“ (Köln) zeigen eine One-Woman-Show der renommierten amerikanischen Medienkünstlerin Julia Scher. Und Tanja Wagner (Berlin) rückt zusammen mit Heike Tosun von Soy Capitán (Berlin) Künstlerinnen aus beiden Galerien in den Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Schau – darunter Grit Richter (Abb.), Grace Weaver, Camilla Steinum und Šejla Kamerić. Sechs starke weibliche Positionen, für die die beiden Galeristinnen seit knapp neun Jahren stehen.

Die Art Cologne hat über Jahrzehnte nicht an Bedeutung verloren

Andere Exponenten blicken bereits auf Dekaden der Kunstvermittlung zurück – wie die auf Moderne und Nachkriegskunst spezialisierte Galerie von Henze & Ketterer (Wichtrach), Hans Mayer (Düsseldorf) mit den großen Namen der Gegenwartskunst oder die Galerie Thomas (München), die heuer 55 Jahre alt wird und wie gewohnt einen Fokus auf klassischer Moderne hat.

Auch Klaus Gerrit Friese (Berlin) ist schon eine ganze Weile dabei, als Galerist wie auf der Art Cologne, und diesmal mit Namen wie William Copley, Dieter Krieg, Franziska Holstein, Karin Kneffel und Felix Droese vertreten. Sein Resümee, was die Bedeutung der jährlichen Veranstaltung anbelangt, fällt unmissverständlich aus: „Meine Galerie gäbe es in der Form ohne die Art Cologne nicht. Seit mehr als dreißig Jahren nehme ich teil, auch in den Zeiten des Abgesangs. Warum auch nicht? Wir reden über Messen, als seien sie ästhetische Objekte. Ihre Qualität, ihre Kriterien, viel wäre dazu zu sagen. Aber eines ist klar: Die Art Cologne war immer eine Messe fürs Rheinland und für Sammler aus einem viel größeren Umkreis.“

Der Messetermin ist für viele Galerien und Sammler fix

Im Frühjahr geht es also nach Köln. Kein Pflichttermin, sondern zur Feier des reichen, herausragenden Angebots, das die Galerien hier jedes Mal aufs Neue zusammentragen. Für manche Galerien ist es die finanziell beste Zeit im Jahr, selbst wenn sie an weiteren Messen teilnehmen. Nur so überzeugt man auch Rückkehrer. Die Art Cologne nennt mit einigem Stolz als Spezialistin für Fotografie die Galerie Bernheimer (Luzern), die Experten wie Julian Sander oder Thomas Zander (beide Köln) ergänzt.

Zurück sind auch Contemporary Fine Arts (Berlin), die zwei Jahre ausgesetzt haben. Neu ist die Galerie Philippe David (Zürich). Sie ergänzt das Spektrum der Klassischen Moderne und Nachkriegskunst, das in Köln traditionell viel Raum in der unteren Messehalle bekommt. Die Galerie Lahumière (Paris) steht für Künstler wie Victor Vasarely, Auguste Herbin oder Günter Fruhtrunk. Larkin Erdmann (Zürich) verstärkt das Segment ebenso wie die Salzburger Instanz Thomas Salis.

Auch junge Positionen bekommen Raum

Dann gibt es das Förderprogramm „New Positions“ für 14 junge, von einer Jury bestimmte Künstler, die sich neben den Ständen ihrer Galerien auf einer Extra-Fläche präsentieren. Die Medien sind vielfältig und reichen von Joëlle Dubois’ figurativer Malerei (Thomas Rehbein, Köln) bis zu den Virtual-Reality-Installationen von Fiona Valentine Thomann (Priska Pasquer, Köln). So zieht die Art Cologne ihre Fäden vom 20. ins 21. Jahrhundert, verknüpft die neuen mit erfahrenen Sammlern – und verbindet sich nicht zuletzt mit dem kulturellen Reichtum Kölns. Man vergisst nicht zu erwähnen, dass Hubert Winter (Wien) mit Nil Yalter eine Protagonistin der feministischen Konzeptkunst auf der Messe zeigt, der zeitgleich die Ausstellung „Exil ist harte Arbeit“ im Museum Ludwig gewidmet ist.

Service

Messe

Art Cologne

Messehallen II.1 und II.2, Messeplatz 1, 11. bis 14. April

artcologne.de

Dieser Beitrag erschien in

Weltkunst Nr. 155/2019

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