Kunsthandel

Brafa an den Grenzen des Wachstums

Die Brafa in Brüssel hat sich von der belgischen Antiquitätenmesse zu einem Ereignis von internationaler Bedeutung für Kunst aller Epochen entwickelt. Grenzen setzt der Ausstellungsraum im Thurn- und Taxis-Komplex.

Von Dorothee von Flemming
09.01.2017

Die Brüsseler Messe zieht einen unweigerlich in ihren Bann. Schon wegen der eleganten Atmosphäre, die hier herrscht und die der Brafa jedes Jahr aufs Neue gelingt, lohnt ein Besuch. Die klare Einteilung erleichtert die Orientierung und erhöht das Vergnügen beim Gang entlang der Stände. In diesem Jahr sind es 132, und damit stößt die Brafa an ihre räumlichen Grenzen im Thurn- und-Taxis-Komplex. Von ihren Anfängen als belgische Kunst-und Antiquitätenmesse hat sie sich weit ­entfernt und, dem Messetrend folgend, sich zu einer Schau ­entwickelt, an der zur guten Hälfte internationale Händler teilnehmen. Qualität ist dabei die Maxime, garantiert wird sie durch strenge Prüfung. 

Das Angebot der Kunstschätze, die in Tausenden von Jahren geschaffen wurden, lässt keine Sparte aus. Auch nicht die der Comics. Die Abenteuer von „Tim und Struppi“ begeistern seit ihrer Entstehung 1929 nicht nur Kinder, sondern auch Besucher der Belgian Fine Comic Strip Gallery in einigen raren Originalzeichnungen ihres Schöpfers Hergé. Heiligenskulpturen sind etwas in den Hintergrund getreten, doch entdeckt man nach wie vor ergreifende Bildhauerwerke aus dem Mittelalter, des Barock und Rokoko bei Dr. Rainer Jungbauer und De Backker, der Gallery Desmet, Klaas Muller oder Sismann. Der Tierplastik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Kollektion von Xavier Eeckhout vorbehalten, der für die Brafa eine seltene Werkgruppe des Albéric Collin zusammengestellt hat (40.000–80.000 Euro). Der seine Pfote leckende Tiger verweist deutlich auf den Lehrmeister Rembrandt Bugatti. Die kleine Leoparden-Gruppe dieses großartigen Künstlers gehört zu den Highlights der Galerie La Béraudière.

Das älteste Objekt auf der Brafa dürfte bei Phoenix Ancient Art der mit einem Schlangen­relief dekorierte Bronzehelm aus dem altorientalischen, Urartäischen Reich (9.–8. Jh. v. Chr.) sein. Die jüngsten Gemälde, Reliefs und Skulpturen der Jahre 1996–2015 stammen von Alain Clément, der von der Galerie „Die Galerie“ aus Frankfurt in einer Soloschau vorgestellt wird. Dazwischen finden sich ägyptische, griechische und römische Skulpturen, darunter bei der Galerie Harmakhis die edle ptolemäische Statue eines Propheten des Gottes der Verschwiegenheit, Harpokrates, sowie bei Puhze ein wundervoller Lekythos mit der Darstellung der Liebesbeziehung zwischen Adonis, Aphrodite und Persephone aus dem vorchristlichen Apulien (78.000 Euro). Gerahmt wird das Angebot von Kunsthandwerk vieler Epochen sowie Gemälden alter Meister. Die Galerie Florence de Voldère bringt flämische Werke des
17. Jahrhunderts wie eine Landschaft von Joseph van Bredael (250.000 Euro) mit. Spezialisten für Porzellan, Uhren, Teppiche oder Schmuck wechseln sich ab mit Generalisten wie Perrin, Steinitz, La Mésangère und Axel Vervoordt, der berühmt für seine harmonischen Ensembles ist. Herwig Simons zeigt eine lebensgroße, auf einem Stuhl sitzende Holzfigur des späten 18. Jahrhunderts (30.000 Euro).

Parallel zur Brafa findet vom 18. bis 22. Januar die winterliche Bruneaf für „Non European Art“ statt, die sich als Parcours um den Place du Grand Sablon organisiert. Dort und in den umliegenden Straßen hat seit Jahren der belgische Handel afrikanischer, ozeanischer sowie nord- und südamerikanischer Kunst ein international beachtetes Zentrum etabliert. Neun Teilnehmer, fünf davon aus Paris, sind zu Gast bei 16 Brüsseler Kollegen; darunter Didier Claes, der mit einem zweiten Stand auf der Brafa doppelt präsent ist.

Service

Abbildung ganz oben:

Monumentale Skulptur aus Mexiko, Keramik mit hellem Kalkputz, 600 – 900 n.Chr. (Foto: Galerie Deletaille)

Messe:

Brafa
Brüssel, Thurn- und Taxis-Komplex
21. bis 29. Januar

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 124/2017

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