Kunsthandel

In alten Gemäuern

Dem weltoffenen Publikum während der Sommerfestspiele werden mit der Art Salzburg und der Art & Antique gleich zwei Kunstmessen geboten

Von Laura Storfner & Christof Habres
05.08.2016

Art Salzburg

Als sie im vergangenen Jahr eine Neuauflage der Art Salzburg ins Leben riefen, träumten die Initiatoren davon, bildende Kunst „auf Augenhöhe“ mit den Festspielen zu präsentieren. Nachdem das alte Messeformat zuletzt vor allem wegen mehrerer Gerichtsverfahren Schlagzeilen machte, sehnten sich die fünf Kunsthändler um den Salzburger Galeristen Thomas von Salis nach einem Neuanfang: Gemeinsam entwickelte man ein Format, das dem Motto „Klasse statt Masse“ folgt und 2015 Premiere feierte. „Wir bezeichnen uns nicht als Messe, sondern als Kunstsalon. Mit der Art Salzburg wollen wir weg vom klassischen Messekonzept: Es gibt keine Kojen und keine lange Ausstellerliste, sondern ausgewählte Teilnehmer und eine kuratierte Ausstellung“, fasst Raffaela von ­Salis die Ausrichtung zusammen.

Bei der Art Salzburg warten keine Kojen, sondern ausgewählte Teilnehmer und eine kuratierte Ausstellung

Zur zweiten Ausgabe trifft man sich nun vom 6. bis zum 28. August erneut in der weitläufigen „Sala Terrena“: Normalerweise bleibt der Raum für die Öffentlichkeit verschlossen, im Sommer öffnet er nun für drei Wochen seine Türen. Versteckt im verwinkelten Gebäude der rechtswissenschaftlichen Fakultät, bietet der hohe Saal mit seinen floralen Ornamenten die geeignete Kulisse für eine Veranstaltung, der es nicht nur um die Qualität der angebotenen Werke, sondern auch um das passende Ambiente geht.

Michael Beck, der auch in diesem Jahr als einziger deutscher Aussteller mit seiner Galerie Beck & Eggeling aus Düsseldorf anreist, wird im Herbst nach Österreich expandieren. Im September feiert seine Dependance, die nach Anmeldung besucht werden kann, im Wiener Galerienviertel Eröffnung. Beck weiß das neue Messekonzept zu schätzen: „Die Art Salzburg hat ihren besonderen Charme durch die übersichtliche Zahl der Teilnehmer, die nicht – wie sonst üblich auf Messen – eigene Stände, sondern gemeinsam den wunderbaren Renaissance-Saal bespielen. Das ist wie eine Museumsausstellung mit Highlights des 19. und 20. Jahrhunderts, aber man kann die erworbenen Kunstwerke auch mit nach Hause nehmen.“ Im Gepäck hat Beck Werke von Kwang Young Chun, den er auch auf der diesjährigen Art Cologne zeigte. Der 72-jährige Koreaner verwendet als Ausgangsmaterial für seine Arbeiten das sogenannten „mulberry paper“ – ein Seidenpapier, das charakteristisch für die Kultur seiner Heimat steht. Schon bei den Analekten des Konfuzius, einem Klassiker der chinesischen Literatur, benutzte man das Papier als Basis. In seine Struktur werden nicht nur Schriftzeichen eingeschrieben, sondern auch die Geschichte und Identität Asiens. Chun holt den Schriftträger in die Gegenwart, ohne ihn seiner Vergangenheit zu berauben: Mit dem Maulbeerpapier, das er aus alten Büchern entnimmt, verpackt er Hunderte von Hand geschnittene Styropor-Dreiecke, um sie anschließend zu dreidimensionalen Wandarbeiten zusammenzusetzen. Wirkt es aus der Entfernung, als seien seine skulpturalen Objekte über und über mit Mustern versehen, offenbaren sie aus nächster Nähe nicht nur die Schrift, sondern auch die Haptik des Papiers, das oftmals durch Früchte, Blumen, Erde oder Tee eingefärbt wurde.

Aus der österreichischen Hauptstadt kommt ein Neuzugang

Auch die übrigen drei Gründungsmitglieder der Art Salzburg – allesamt Galeristen aus Wien – kommen wieder in die Stadt: Johannes Faber, Spezialist für zeitgenössische Fotografie, hat österreichische und tschechische Klassiker wie Ladislav E. Berka und Trude Fleischmann mit Originalabzügen im Programm. Die klassische Moderne ist bei Wienerroither & Kohlbacher zu Hause. Künstler wie Gustav Klimt und Egon Schiele, die Wien um die Jahrhundertwende prägten, werden hier angeboten. Ruberl erweitert das Spektrum durch weitere Protagonisten der Wiener Kunstgeschichte: Oskar Kokoschka, Arnulf Rainer und Maria Lassnig bilden den Schwerpunkt.

Aus der österreichischen Hauptstadt kommt auch ein Neuzugang: Die Wiener Galerie Konzett ist zum ersten Mal dabei. Direktor Philipp Konzett hat sich bewusst für eine Teilnahme entschieden: „Für mich bietet die Art Salzburg, während der viele Kunstinteressierte in der Stadt sind, eine ideale Plattform, um Neukunden zu gewinnen, interessante Kontakte zu knüpfen und mein berufliches Netzwerk zu erweitern. Ich bin sicher, dass dieses tolle Angebot auch viele meiner Kunden wahrnehmen werden. An den kulturellen Highlights der Stadt Salzburg zu partizipieren heißt für mich, Vergnügen mit Beruf verbinden zu dürfen.“

Das Ineinandergreifen von Kunstgenuss und Kunstmarkt ist die Leitidee der Art Salzburg. Zusätzlich zum Kunstsalon wird nämlich auch der Hof Dietrichsruh der Residenz bespielt: Im vergangenen Sommer war hier eine Stele von Heinz Mack installiert, nun ist ein Skulpturengarten geplant, in dem neben zusätzlichen Werken aus dem Programm der teilnehmenden Galerien auch Arbeiten weiterer Salzburger Händler zu sehen sein werden. Parallel dazu eröffnet man schon am 28. Juli eine Begleitausstellung im „Haus für Mozart“, einem der Austragungsorte der Salzburger Festspiele. Salis und seine Mitstreiter haben dafür Skulpturen von Salvador Dalí, einen Totenkopf von Damien Hirst und Übermalungen von Arnulf Rainer zusammengetragen. Vorangestellt ist der Ausstellung eine Zeile des Schriftstellers Novalis: „Wir sind dem Aufwachen nah, wenn wir träumen, dass wir träumen.“ Der Traum der Initiatoren, eine Veranstaltung zu schaffen, die Salzburgs Räume und Kunstformate fließend miteinander verbindet, ist lange nicht ausgeträumt. – Laura Storfner

Art & Antique

Manchmal bringen Notlösungen das bessere Ergebnis. Als sich vor über einem Jahr abzeichnete, dass die Betreiber der Salzburger Art Austria aufgrund mannigfaltiger Probleme und Konflikte nicht mehr in der Lage waren, die Sommermesse in der Festspielstadt zu organisieren, machten sich Galerien wie Kunsthändler auf die Suche nach einem Nachfolger. Auf das internationale, interessierte und kaufkräftige Festivalpublikum wollte keiner von ihnen verzichten. Bald war eine ideale Organisatorin gefunden: Alexandra Graski-Hoffmann, die mit ihrem Unternehmen bereits für die erfolgreichen Kunstmessen Art & Antique in der Wiener Hofburg und in der Salzburger Residenz verantwortlich ist. Sie nahm den Ball auf und hat vergangenen Sommer ein weiteres Messeformat für die Art & Antique realisiert, mit einem reduzierten und sehr exklusiven Teilnehmerfeld. So erfolgreich, dass es im August nun erneut stattfindet.

Das Zelt im Innenhof der Salzburger Residenz bietet vom 13. bis 21. August Platz für zehn Galerien aus Österreich und Deutschland. Unter den Teilnehmern finden sich bekannte Namen wie Gérard Schneider mit seiner Galerie FranÇaise aus München. Sein Auftreten garantiert einzigartige Arbeiten der klassischen Moderne von Sam Francis, Marc Chagall oder Serge Poliakoff. Zu den Meistern der österreichischen Kunst des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts führen wiederum Kunsthändler wie Freller und Schütz. Bei Freller sind diesmal sehenswerte Arbeiten von Alfons Walde, Carl Moll oder Marie Egner zu bewundern und zu erwerben. Bei Schütz Fine Art sticht eine ebenso einmalige wie intensive Leinwand von ­Albert Birkle ins Auge: Die apokalyptisch anmutende Arbeit »Straße mit Schlachter­wagen« von 1922 beeindruckt durch Lichtführung und Komposition.

Das »Chinese Department« von Josef Schütz führt in die spannende, oft widersprüchliche Welt zeitgenössischer Kunst aus China. Die Malweisen eines Cao Jun oder eines Wang Xiaosong ermöglichen einen Blick in die originäre Kunstszene des Landes. Zeitgenössisches bringt auch die junge, engagierte Galerie 2c for Art aus Salzburg mit auf die Messe. Die Galerie konzentriert sich auf Künstler und Werke der Pop-Art.
Für Liebhaber von Interieurs, Uhren und Skulpturen finden sich entsprechende Pretiosen bei Runge (alpenländische Bauernmöbel), bei Lilly’s Art (historische Uhren), beim Kunsthaus Wiesinger (Skulpturen) oder bei Stefan Brenske aus München, der faszinierende Ikonen mit zur Messe bringt. Bei der zweiten Ausgabe der sommerlichen Art & Antique bewahrheitet sich der Ausdruck: klein, aber fein. – Christof Habres

Service

Abbildung

Luigi Caputo

Dieser Artikel erschien in

WELTKUNST 118 – Sonderbeilage Salzburg

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