Kunsthandel

Kunst-Messe München abgesagt

Ein Neuanfang und gleichzeitig ein Zurück in goldene Münchner Messe-Zeiten? Es sieht so aus. Im Oktober wird es erstmals wieder zwei Veranstaltungen geben, mit verschiedenem Anspruch und unterschiedlichen Schwerpunkten, die sich im „freundschaftlichen Nebeneinander“ und einige Tage sogar parallel laufend, bestens ergänzen.

Von Gloria Ehret
21.06.2016

Jahrelang litten Kunstfreunde, Sammler und nicht zuletzt auswärtige Besucher unter den teils auch öffentlich ausgetragenen Querelen dreier Messen an dreierlei Standorten, die selbst dem begeisterten Kunstliebhaber (zu)viel Zeit und Energie abverlangten. Das führte zu einer regelrechten Ermüdung im Münchner Kunstmesse-Betrieb, die zur Folge hatten, dass einige Käufer wie auch Händler wegblieben. 

Nun ist die ideale Wunsch-Konstellation unerwartet eingetreten: Zwar ist es immer schmerzlich, wenn eine Veranstaltung dabei den Kürzeren zieht. Aber die „Kunst Messe München“ im Postpalast hat peu-à-peu an Attraktivität und Besucherzuspruch verloren, obwohl weder die Aussteller noch deren Programm der Grund dafür waren. Wie auch immer: Veranstalter Wolf Krey konnte für 2016 keine relevante Ausstellerzahl mehr zusammenbekommen. Die „Kunst-Messe“ München wurde abgesagt.

Für die Münchner Messe-Situation erwies sich dies als glückliche Fügung. Nahtlos zieht die „Kunst & Antiquitäten, München“, die meist nach ihrem bisherigen populären Standort kurz „Nockherberg“ genannt wurde, zum avisierten Herbsttermin in den Postpalast ein! Glück im Unglück, denn zum Schrecken ihrer Aussteller und treuen Besucher wurde im Frühjahr bekannt, dass der Festsaal im Paulaner wegen eines Pächterwechsels ab 2017 nicht mehr zur Verfügung steht. Seit 47 Jahren findet diese Traditionsveranstaltung zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst statt, die letzten zehn Jahre war sie auf dem Nockherberg zuhause. Als Andreas Ramer, längjähriger Messeleiter und Gründungsmitglied, nach einer neuen Spielstätte Ausschau hielt, kam das Angebot der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Firma Käfer, ebenfalls eine Münchner Institution und neuer Betreiber des Postpalastes. Schnell wurde man sich einig: Die „Kunst & Antiquitäten“ kann genau zu dem schon für den Nockherberg avisierten Termin in diesem Herbst und wie gewohnt in den nächsten Jahren im Frühjahr und Herbst in dem attraktiven denkmalgeschützten Bau an der Hackerbrücke stattfinden.

Was erwartet den Kunstfreund im Oktober?

Zwei Kunst-Messen an zwei gar nicht sehr weit auseinander liegenden Standorten, die sich zum Wohle der Besucher und Kunstkäufer als glückliche Ergänzung verstehen.Die 2009 gegründete „Highlights Internationale Kunstmesse München“ logiert entsprechend ihrem hohen Anspruch in der Residenz. Tom Postma, der fähige Messebauer der Tefaf in Maastricht, kreiert im Kaiserhof wie in den letzten Jahren eine maßgeschneiderte Messelandschaft. Die 44 internationalen Top-Händler, darunter ein Großteil jahrzehntelanger Tefaf-Aussteller, präsentieren Kunst von der Gotik bis in die Gegenwart. Fühlt sich das Kuratorium doch „der alten Kunst und ihrem kulturellen identitätsstiftenden Charakter verpflichtet“. „Aufgeschlossen gegenüber neuen Tendenzen“ soll die Highlights-Messe ein „Ort der Entdeckung“ sein. Dr. Alexander Kunkel, seit 2014 als Aussteller dabei und seit Januar 2016 Co-Geschäftsführer der Highlights-Messe, vertritt den Generationenwechsel – der übrigens bei beiden Veranstaltungen vollzogen wurde und sich sicherlich erfrischend auf die beiden Parallelmessen auswirken wird. Der 36jährige Kunsthändler handelt mit Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen der Salon- und Sezessionskunst. Mit seiner kunsthändlerischen Leidenschaft und dem hohen Qualitätsanspruch gelingt es ihm wie vielen der jüngeren Generation, eine neue Sammlerschicht auch für lange eher verpönte Programme zu begeistern. Auch bei der „Kunst & Antiquitäten“ mit über 60 Teilnehmern hat sich der Vorstand verjüngt. Dass Max Lerch, Kunsthändler und Teppichspezialist in zweiter Generation, beim Pressefrühstück der Highlights Anfang des Monats dabei war, als Alexander Kunkel seine Neuigkeiten verkündete, kann nach Jahren des Missklangs unter den Messe-Verantwortlichen als gutes Zeichen für ein zukünftiges einträchtiges Nebeneinander verstanden werden.

Der „Kunst-Messe“ München, wie sie in den allerletzten Jahren abgehalten wurde, muss man nicht nachtrauern. Tophändler wie der Kunsthandel Langeloh von Friedel Kirsch mit frühem Porzellan oder die Silberspezialistin Dr. Eva Toepfer wechseln zu den Highlights. Eine Reihe anderer guter Vertreter ihres Fachs bleibt im Postpalast, nun unter der Flagge der „Kunst & Antiquitäten“. Denn der Feind des Kunsthändlers kann nicht der Kollege sein, sondern nur der Kunstbanause. Dass die Vorstände beider Münchner Messen sich Anfang Juli an einen Tisch setzen, veranschaulicht bestens, dass die Zeiten der Zwietracht vorbei sind.

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