Kunsthandel

Anahitas Kunsthandel zwischen Fernost und Facebook

Anahita Sadighi ist eine der jüngsten Kunsthändlerinnen der Welt. Ihre Galerie in Berlin für Teppiche, Möbel und Ostasiatika gibt es erst seit einem Jahr – und ihr Tatendrang ist nicht zu bremsen.

Von Tim Ackermann
15.04.2016

Wenn sich Anahita Sadighi etwas in den Kopf setzt, dann lässt sie sich in ihrem Elan nicht bremsen. Es ist keine zwölf Monate her, dass sie nach kurzer Zeit im Organisationsteam der Kunstmesse Art Dubai nach Berlin zurückkam, um hier eine Galerie für Kunst und Kunsthandwerk aus Asien zu betreiben. Im Juni 2015 eröffnete Anahita Arts of Asia. Bis heute sind in den Räumen in der Schlüterstraße 16 immerhin zwei Sonderausstellungen und ein Abend mit persischer Lyrik über die Bühne gegangen.
Es gibt zu dieser Frage keine statistischen Erhebungen, aber man darf vermuten, dass man lange suchen muss, bevor man eine zweite Kunsthändlerin trifft, die so jung ist wie Anahita Sadighi. Gerade erst ist sie 27 geworden. Sich in einem solchen Alter in die Welt des Kunsthandels zu stürzen zeugt von Mut und Selbstvertrauen. „Ja, aber was bleibt mir auch übrig?“, fragt Sadighi. „Das sind jetzt die entscheidenden Jahre. Jetzt habe ich die Zeit und die Energie, um etwas aus eigener Kraft zu schaffen.“

Man muss erwähnen, dass der Name Sadighi in Berlin nicht unbekannt ist: Ihr Vater Hamid Sadighi, ein Maler und Sammler aus dem Iran, kam 1966 in die Stadt und betrieb dann in Charlottenburg über 30 Jahre die Galerie Neiriz für „Non European Art“, die Gebiete wie antike Teppiche, frühislamische Keramik, Stammeskunst oder präkolumbische Kunst abdeckte. Von ihm hat seine Tochter zwar nicht die Räume aber doch wichtige Themenfelder (Teppiche, islamische und buddhistische Kunst, chinesische Möbel, asiatische Keramik). Auch so manches Objekt stammt aus seinen Beständen. „Es war nie so geplant, dass ich die Galerie in zweiter Generation unter meinem Namen weiterführe“, sagt Anahita Sadighi, die zunächst Klavier studierte und später Kulturmanagement in Frankfurt/Oder sowie die Kultur und Architektur des Mittleren Ostens in London. „Am Anfang war mein Vater skeptisch, aber ich habe ihn überzeugt. Jetzt ist er mein wichtigster Mentor und für mich der entscheidende Experte auf vielen Gebieten.“

Betritt man die geräumige Ladengalerie mit den zwei großen Schaufensterfronten offenbart sich die Vielfalt des Angebots. Eine Fayencekachel des 13. Jahrhunderts aus dem iranischen Kaschan kann man genauso erstehen wie eine Ming-Vase mit blauweißem floralem Muster (China, 17. Jh.). An den Wänden hängen japanische Holzschnitte und persische Kelims. Highlight der aktuellen Ausstellung ist ein 85 Zentimeter hoher Kamelreiter aus Terrakotta (Tang-Dynastie). Die Preise liegen meist im vierstelligen Bereich. „Ich will mein eigenes Profil entwickeln“, erklärt Anahita Sadighi. Deshalb bewirbt sie die Galerie bei Facebook und Insta­gramm, versucht, junge Leute für die geschichtsträchtigen Werke zu begeistern, und denkt über die Verbindung zur Kunst der Gegenwart nach. „Ich plane, noch eine Galerie für zeitgenössische Kunst zu eröffnen“, sagt sie: Anahita Contemporary Arts. Sie ist eben nicht zu bremsen.

facebook.com/anahita.arts.of.asia

Dieser Artikel erschien in WELTKUNST Nr. 114 / 2016

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