Kunsthandel

Lieben lernen: Die Kunstmesse Frieze begeistert New York

Im fünften Jahr wird die Frieze in New York ernst genommen. Wichtige Galerien aus der Metropole sind im Zelt auf Randall’s Island, und die Zahl der konkurrierenden Nebenmessen wächst rasant. Ein Blick auf die Highlights der „Frieze Week“. 

Von Barbara Kutscher
19.04.2016

Die gelben »Frieze Ferry«-Wassertaxis, die Besucher zur Messe auf Randall’s Island bringen, wollen den Kunstliebhaber auf ihrer dreißigminütigen Fahrt über den East River entschleunigen. Das ist die Idee. Aber wer hat während der Frieze Week schon Zeit dazu? Das Angebot in der ersten Maiwoche ist auf sieben Messen plus unzählige Veranstaltungen angeschwollen. Das Frieze-Team reagierte und addierte zur fünften Messeausgabe eine Blitzüberfahrt, die nur fünf Minuten vom Dock an der 90. Straße braucht. 

Gleich danach empfängt den Besucher eines der unterhaltsamen »Frieze Projects«: Hoch über dem Eingang schwebt unübersehbar Alex Da Cortes gigantische Ballonarbeit. Innen im Zelt gibt sich David Horvitz’ ­Project dagegen geheimnisvoll: Er schmuggelt abgelenkten Schlenderern Miniskulpturen in die Tasche. Neu ist »Frieze Week«, ein unterhaltsames Magazin, das den herkömmlichen Katalog ersetzt. Da gibt es Interviews und Artikel zu New Yorks Galeriebezirken, aber man ist auch global und stellt Brennpunkte wie Los Angeles, Tokio, Berlin und São Paulo vor.

Mit der fünften Ausgabe scheint die Frieze New York endlich ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen, sie ist zu einem Muss für Kunstinteressierte geworden. »Neben dem kommerziellen Aspekt sind wir ein sehr ernst zu nehmender Ort für die Kunst«, so Abby Bangser, Artistic Director for the Americas and Asia. Der britische Messeimport hatte es anfangs nicht leicht bei lokalen Sammlern und Händlern. Aber mittlerweile bieten die 57 New Yorker Galerien – von Blue Chips wie Skarstedt, Pace, Marian Goodman, Gagosian, David Zwirner und zum ersten Mal Domi­nique Lévy, bis zu den Jungen der Lower East Side oder Brooklyns – einen repräsentativen Querschnitt durch die Stadt. Unter 202 Galerien aus 31 Ländern machen sich auch die Brasilianer mit allein neun Teilnehmern stark. Und obwohl sie gerade erst das Gallery Weekend Berlin hinter sich haben, reisen 15 Galerien aus der Hauptstadt an. Unter ihnen erstmals Max Hetzler und Esther Schipper/Johnen Galerie, auch Contemporary Fine Arts kommt nach kurzer Auszeit wieder. 

Ein Hit war bei in- und ausländischen Kuratoren vergangenes Jahr der Testlauf für »Spotlight«, der das Interesse an historischen Positionen seit 1960 bedient. Nun wird auf 21 Stände erweitert. Hier gilt es, bei der renommierten Upper-East-Side-Galerie Van Doren Waxter den New Yorker Alan Shields wiederzuentdecken: Er feierte in den Siebzigerjahren Erfolge mit leuchtend farbigen, drei­dimensionalen Collagen, die auf der Nähmaschine entstanden. Weitgehend vergessen ist trotz seiner großen Show im ­Whitney Museum of American Art 1978 der »Outsider«-Künstler H. C. Westermann aus Chicago, um den sich Erstteilnehmer Venus (New York/Los Angeles) kümmert. 

Im Hauptsektor geben sich Galerien stets besondere Mühe mit Einzelausstellungen. Dominique Lévy kündigte Senga Nengudi an, die in den Siebzigern Furore in Los Angeles machte. Die ehemalige Tänzerin integrierte skulpturale Arbeiten aus Nylonstrumpfhosen in ihre Performances. PPOW (New York) hat die Retrospektive des New Yorker Tausendsassas und Aids-Aktivisten David Wojnarowicz im Whitney-Museum 2018 im Blick und bietet einige von Privatsammlern zurückgekaufte Werke an. David Zwirner (New York, London) zeigt Isa Genzken und Lisa Yuskavage.

Weitläufig über die Stadt verteilt buhlen weitere Messen um Aufmerksamkeit. Ganz junge Kunst ist beim bewährten Satelliten Nada zu finden, der 105 Aussteller aus 18 Ländern in die Halle Basketball City auf Pier 36 bringt, von denen 51 zum ersten Mal dabei sind. Neu ist die von drei Künstlern organisierte Portal Art Fair im Federal Hall National Memorial an der Wall Street. Auch die 1:54 Contemporary African Art Fair mietet sich wieder im abgelegenen Kunstkomplex Pioneer Works in Brooklyn ein und deckt die Faszination am afrikanischen Kontinent mit 17 spezialisierten Galerien ab. Die Spring Masters New York in Park Avenue Armory breitet ein Angebot von der Antike bis zur Gegenwart aus. 49 Händler sind im hexagonalen Layout des Architekten Rafael Viñoly untergebracht. Aber vielleicht zum letzten Mal, denn es gibt ein Joint Venture mit der Tefaf. 2017 wird sie unter Tefaf New York Spring firmieren. Diese Partnerschaft macht sich schon jetzt bemerkbar, Neuzugänge wie der Schweizer Antikenhändler Cahn (Münchenstein) und auch Yufuku Gallery (Tokio) stellten bisher nur in Maastricht aus.

Mit gleich drei Messen tritt der rührige Messeveranstalter Art Miami LLC auf: Den Startschuss zur Frieze Week gibt am
3. Mai die zweite Ausgabe der Art New York ab, die gemeinsam mit der Context für jüngere Künstler auf Pier 94 im Hudson 150 Händlern Platz zur Präsentation bietet. Möbel sieht man auf der ersten NY Design + Art, während die dritte Collective Design des Architekten Steven Learner die Zukunft fest im Blick hat: Neben etwa 30 Ausstellern zeigen Absolventen der immer noch einflussreichen Cranbrook Academy of Art bei Detroit, an der bereits Charles Eames und Harry Bertoia unterrichteten, »Fine Design for the End of the World«.

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