In diesem Frühjahr gibt es in Berlin wieder zahlreiche spannende Kunstausstellungen zu sehen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten
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17.03.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 240
Kupferstichkabinett, Berlin, bis 15. Juni 2025
Die berühmte Künstlervereinigung, 1911 von Franz Marc und Wassily Kandinsky gegründet, hat von München und Oberbayern aus Kunstgeschichte gemacht – und immer wieder internationale Talente zu Ausstellungen eingeladen. Werke des Blauen Reiters sind stolzer Besitz von bedeutenden Museen auf der ganzen Welt. Auch das Berliner Kupferstichkabinett hat bemerkenswerte Blätter, aber erst jetzt widmet die Institution der Bewegung eine eigene Ausstellung. Unter den neunzig Exponaten sind neben den eigenen Arbeiten Werke aus anderen Berliner Museen und aus Privatbesitz. So lässt es sich herrlich in den Expressionismus eintauchen, mit Aquarellen von August Macke, Lithografien von Nathalia Gontscharowa, Farbholzschnitten von Franz Marc oder Linoldruck von Jacoba van Heemskerck. Verschiedene Kapitel beleuchten Themen wie die Beschäftigung des Menschen mit dem Tier oder die poetische Korrespondenz zwischen Franz Marc und der Dichterin Else Lasker-Schüler.
C/O Berlin, bis 7. Mai 2025
Auf seinen Streifzügen durch Kinshasa, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo und mit 16 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt Afrikas, bemerkte Kiripi Katembo (1979–2015), dass die dortige Bevölkerung nicht gerne von ihm fotografiert werden wollte. Die Feindseligkeit gegenüber seiner Kamera veranlasste den kongolesischen Künstler dazu, stattdessen die Wasserpfützen zu fotografieren, in denen sich die Häuser und Menschen spiegelten. Nun sind einige Arbeiten seiner surrealistisch anmutenden Serie „Un regard“ Teil der Ausstellung „A Word in Common“ im C/O Berlin, die in drei Kapiteln das facettenreiche Œuvre von 23 Kunstschaffenden aus Afrika und der afrikanischen Diaspora präsentiert.
Fahrbereitschaft, Berlin, bis 6. Juli 2025
Die Fahrbereitschaft in Berlin-Lichtenberg ist ein ganz besonderer Ort: Auf dem Gewerbehof mit Fünfzigerjahre-Architektur und originaler DDR-Bar arbeitete einst die „Abteilung Transport“ des Zentralkomitees der SED. Durch das Engagement des Sammlerpaars Axel und Barbara Haubrok ist es ein Ort für die Kunst geworden, an dem neben KFZ- und Bootsbauer-Werkstätten mittlerweile rund 35 Kreative aus den Bereichen Kunst, Tanz und Musik ihre Ateliers und Proberäume gefunden haben. Einer von ihnen ist der amerikanische Künstler Sam Durant. Er hat nun zusammen mit Axel Haubrok die aktuelle Ausstellung mit dem Titel „Consider Listening“ kuratiert, die sich mit Themen wie Kunstfreiheit, Ökologie und Diskriminierung beschäftigt und Werke von 28 Künstlerinnen und Künstlern umfasst, von Ilit Azoulay bis Heimo Zobernig. „Hör doch einfach mal zu“ wäre vielleicht die richtige Übersetzung des Titels, sie passt auch zu dem hochkarätigen Veranstaltungsprogramm, das die Schau begleitet.
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin, bis 18. Mai 2025
Inspiriert von persönlichen Erfahrungen aus seiner Jugend in Los Angeles verwendet Mark Bradford alltägliche Materialien wie Plakat- oder Zeitungspapier in seinen abstrakten Kompositionen. Für seine erste Einzelausstellung in Deutschland bespielt der 63-jährige Künstler die weitläufigen und erst im vergangenen Jahr wiedereröffneten Rieckhallen im Hamburger Bahnhof in Berlin. Besonders in seinen Gemälden, die Bahnhöfe während der „Großen Migration“ in den Vereinigten Staaten thematisieren, zieht er Parallelen zwischen den Reisen, die er in seinem Werk beschreibt, und der Geschichte des Hamburger Bahnhofs als Symbol für Ankunft und Abreise.
Museum Barberini, bis 18. Mai 2025
Die Potsdamer Schau stellt den Konflikt der Moskauer Avantgarde der 1920er-Jahre um die Frage von Komposition versus Konstruktion nach. Auf der einen Seite steht Ilja Tschaschniks „Suprematistisches Kreuz“ von 1923, ein geometrisches, konstruiertes Werk im Suprematismus-Stil, das an Kasimir Malewitschs „Schwarzes Kreuz“ erinnert. Gegenüber wird Wassily Kandinskys „Weißes Kreuz“ von 1922 präsentiert, das die Abstraktion mit einer subjektiveren, spielerischen Herangehensweise verbindet. Zu entdecken sind außerdem Arbeiten von Künstlern wie Theo van Doesburg, Piet Mondrian und Ellsworth Kelly, die verschiedene Aspekte der geometrischen Kunst und ihrer Wirkung auf die Betrachterin und den Betrachter thematisieren. Mehr erfahren.