Der Berliner Salon

Meisterwerke aus Stoff

Wo sonst Tizian, Cranach oder van Dyck herrschen, verschmilzt nun zeitgenössische Mode mit der Aura der Alten Meister

Von Katharina Proessl
13.02.2025

Anlässlich seines 10-jährigen Jubiläums zieht „Der Berliner Salon“, eine Plattform zur Förderung von jungen Modedesignerinnen und -designern, in die Gemäldegalerie am Kulturforum in Berlin und beweist, wie eng Kunst und Mode ineinander verflochten sind. Auf dem weitläufigen Parkettboden trifft in diesem Monat historischer Samt auf zeitgenössischen Minimalismus, barocke Opulenz auf avantgardistische Reduktion.

Ein hauchzartes Chiffonkleid der Designerin Karen Jessen schimmert in einem der großen Räume in der Gemäldegalerie, als wäre es aus Licht gewebt. An der Wand blicken „Venus und Amor als Honigdieb“, gemalt im 16. Jahrhundert von Lucas Cranach d. Ä., auf uns herab. Es ist ein flüchtiges Spiel aus Stoff und Farbe, als hätte das Bild seinen eigenen Schatten in den Raum geworfen.

Inszenierung von seltener Perfektion: DERBERLINERSALON_AW25_KAREN JESSEN
Der Berliner Salon: Karen Jessen. © Foto: René Lohse

Namilia, das Label, das Mode mit einer radikalen Popkultur-Attitüde auflädt, und Anne Bernecker, die mit subversiver Eleganz spielt, sind nur zwei der Designer und Designerinnen, die mit ihren Arbeiten eine erstaunliche Harmonie zwischen Stoff und Leinwand erzeugen. Ihre Kreationen wirken wie ein Echo auf die prächtigen Gewänder der Porträtierten aus vergangenen Jahrhunderten.

Jeder Raum offenbart eine neue, fast filmische Szenerie: Ein Gerrit-Jacob-Kleid neben einem barocken Hofporträt, die voluminösen Silhouetten von Bernecker vor dunklen Renaissance-Meisterwerken. Der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart gelingt mühelos.

Inszenierung von seltener Perfektion: DERBERLINERSALON_AW25_SILJA MEISE
Der Berliner Salon: Silja Meise. © Foto: René Lohse

Das neue Format „RAUM Berlin“ gibt drei Labels eine eigene, konzentrierte Bühne innerhalb der Ausstellung. Der separate Raum für die Präsentation hilft dabei, das Spannungsfeld zwischen Mode und Malerei noch stärker zur Geltung zu bringen.

Die Ausstellung führt eindrucksvoll vor Augen, dass Mode nicht nur auf den Laufsteg, sondern auch ins Museum gehört und sowohl Zeitgeist als auch Zeitlosigkeit darstellt. Wer Mode liebt, sollte diesen Dialog der Disziplinen auf keinen Fall verpassen.

Der Berliner Salon
Der Berliner Salon: Stricken 3000. © Foto: René Lohse

Service

AUSSTELLUNG

„Mode trifft Meisterwerke. Der Berliner Salon in der Gemäldegalerie“

bis 23. Februar 2025

Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00 Uhr

Gemäldegalerie im Kulturforum

smb.museum

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