Bild des Tages

Ein Monet aus Lego

Für eine Ausstellung im Design Museum in London baute Ai Weiwei Claude Monets „Seerosen“-Triptychon aus 650.000 Lego-Steinen nach

Von Simone Sondermann
11.04.2023

Dass Künstler im Herzen stets auch ein wenig Kinder sind, ist geradezu ein Gemeinplatz. Das freie Spiel wohnt dem Werk selbst der strengsten Konzeptualisten inne. Der chinesische Künstler Ai Weiwei spielt, äh arbeitet seit neun Jahren mit Lego-Steinen und kam dabei sogar schon mit dem Hersteller der heißgeliebten Bausteinchen in Konflikt, weil dieser keine politischen Botschaften mit seinem Weltspielzeug verknüpft sehen wollte. Und beim Dissidenten Ai ist die politische Botschaft oft nicht weit. Doch solche Probleme sollte es bei Ai Weiweis jüngstem Lego-Werk nicht geben, zumindest nicht auf den ersten Blick. Aus eindrucksvollen 650.000 Steinchen in 22 Farben schuf er für seine neue Ausstellung in London in monumentalen 15 Metern Breite eine Hommage an Claude Monets meisterhaftes „Seerosen“-Triptychon. Eine Ikone des Impressionismus, hergestellt aus Kunststoff. Doch die Pixel-Ästhetik der standardisierten Lego-Steine überführt Monets Spätwerk nicht nur in unser Digitalzeitalter. Ai Weiwei hat auch ein schwarzes Portal in das Werk integriert, das der Schönheit des immersiven Farbenspiels einen dunklen Unterton verleiht. Das Portal führt, so heißt es in einem Statement, zurück in die schwarzen Jahren der Verbannung, die der jugendliche Ai Weiwei mit seinem Vater in der Provinz Xinjiang verbringen musste. Eine karge Landschaft im Nordwesten Chinas, die bis heute für systematische Menschenrechtsverletzungen steht. Welch Kontrast zu den blühenden Gärten von Giverny.

Übrigens: Die Ausstellung „Ai Weiwei: Making Sense“ ist bis zum 31. Juli im Design Museum London zu sehen.

Ai Weiwei Seerosen
Ai Weiwei „Water Lilies #1“, 2022. © Ela Bialkowska / OKNO studio / courtesy of the artist and Galleria Continua

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