Picasso-Jahr

Ein Streifzug durchs Museum mit Sir Paul Smith

Wie nähert sich ein Modedesigner dem Werk von Pablo Picasso? Mit offenen Augen und viel Charme und Witz mischt Paul Smith eine Pariser Institution auf

Von Lisa Zeitz
16.03.2023

Als er vom damaligen Direktor des Musée Picasso in Paris gefragt wurde, ob er die Jubiläumsausstellung zu Picassos 50. Todestag kuratieren würde, hat es ihm erst einmal einen Schreck versetzt, sagt der Modedesigner. Doch dann flogen Paul Smith die Ideen nur so zu. In den Coronajahren vertiefte er sich in die mehr als 5000 Werke und 200.000 Objekte zählende Sammlung, wählte Stücke nach originellen Kriterien aus und ließ seiner Phantasie freien Lauf: Nun ist eine zauberhaft erfrischende Ausstellung entstanden – alles andere als ein White Cube –, die den ganzen Picasso von der Rosa Periode über den Kubismus bis zum wilden Spätwerk in ein neues Licht taucht. Meisterwerke, die wir schon oft gesehen haben, aus einer ganz neuen Perspektive: Paul Smith, der selbst für das ikonische Streifenmuster seiner Stoffe bekannt ist, hat zum Beispiel einen Raum mit Gemälden von Picasso gefüllt, auf denen der Künstler ebenfalls mit Streifen arbeitete – im Hintergrund eines Porträts der Künstlerin Dora Maar oder auf dem Kleid und Hut seiner jungen Geliebten Marie-Thérèse Walter. Die Wände in diesem Raum sind selbst mit breiten, farbigen Streifen bedeckt. Die Wirkung: lebendig! Picasso-Keramiken hat er an Wände voller weißer Teller gehängt, ein anderer Raum überrascht mit radikalen Werken auf historischen Tapeten mit altertümlichen Ornamenten, während wieder ein anderer mit Reprints von Picasso-Plakaten gepflastert ist, auf denen originale Grafiken des Künstlers besonders zeitgenössisch wirken. „Einmal wurde ich von Jony Ive, damals Chef-Designer von Apple, nach Kalifornien eingeladen, um mich mit seinem Team auszutauschen. Ich sagte ihm, dass ich keinen Computer nutze oder besitze, aber das war genau der Grund, warum er mich eingeladen hatte,“ erzählt Paul Smith im Weltkunst-Podcast „Was macht die Kunst?“ „Darf man dies tun? Darf man das tun? Wenn man nicht mit Geschichte und Referenzen vollgestopft ist, ist man einfach viel offener.“

Übrigens: Die Ausstellung „Célébration Picasso“ läuft bis 27. August im Musée Picasso.

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