Ausstellungen

Bildkunst in der Brauerei

Mit dem Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst hat eine weitere private Kunsthalle in Berlin eröffnet. Zur Ausstellung des Malers Eberhard Havekost finden jetzt eine Buchvorstellung und ein Vortrag statt.

Von Christiane Meixner
02.01.2017

 Zehn Jahre lang war die Kindl-Brauerei in Berlin echtes Niemandsland. Gebraut wurde auf dem Neuköllner Areal seit 2005 nicht mehr, gebaut hingegen ganz vorsichtig seit 2012. Denn die Hallen aus den zwanziger Jahren sind denkmalgeschützt – und nun ein Ausstellungshaus mit imposanten Maßen und dem Äußeren einer Kathedrale.
Zur Eröffnung des privaten „Zenrums für zeitgenössische Kunst“ stellen gleich mehrere Künstler aus. Von dem belgischen Künstler David Claerbout stammt „Olympia“, eine Videoarbeit über Architektur und Geschichte des Berliner Sportstadions, die eigens für das zwanzig Meter hohe Kesselhaus der Brauerei entstanden ist. Auf zwei Projektionsflächen fließt die Zeit, von Claerbout im unendlich langsamen Wechsel der dokumentarischen Bilder eingefangen: im Rundgang durch die Sportstätte wie im Einblenden diverser Details von auf dem Gelände stehenden Skulpturen aus nationalsozialistischen Zeiten bis zum fliegenden Laub.

Eine zweite Schau widmet sich neuen und älteren Arbeiten von Eberhard Havekost. Der Künstler, Jahrgang 1967, stammt aus Dresden und zählt zu den wichtigen Vertretern zeitgenössischer Malerei. Bekannt ist er für seine Motive nach fotografischen Vorlagen, die er oft unscharf oder aber bloß in Details wiedergibt. Die Parade der Bilder wiederum findet in den ehemaligen Maschinenräumen der Brauerei statt, die innen fast schon museal wirken. Hier haben die Sammler Salome Grisard und Burkhard Varnholt sich doch den „white cube“ der Museen zum Vorbild genommen, während etwa im Sudhaus die alten Kupferkessel den räumlichen Eindruck dominieren.

Von der Wirklichkeit handeln allerdings auch Havekosts Gemälde: Sie fragen danach, wie man den Alltag wahrnimmt, ihn filtert und fragmentiert. „Inhalt“, so der Titel der Schau, mag dennoch mit seinen Sujets – gemalten Handy-Displays, Oberschenkeln oder Meeresvögeln – mehr Fragen aufwerfen, als sie auf den ersten Blick beantworten. Aus diesem Grund findet am Mittwoch, den 4. Januar, um 19 Uhr ein Vortrag im Maschinenhaus M2 statt. Hans-Jürgen Hafner, Kunstkritiker, Autor und zuletzt Direktor den Düsseldorfer Kunstvereins, spricht über das „Risiko der Verknappung“ – womit nicht zuletzt die Reduzierung von Inhalten bis zu ihrer Unkenntlichkeit gemeint sein kann. Parallel dazu wird der Ausstellungskatalog „Inhalt“ für das Kindl vorgestellt.

Abbildung ganz oben:

Blick in die Ausstellung von Eberhard Havekost: im zweiten Stock des Maschinenhaus (Foto: Jens Ziehe, 2016)

Ausstellung

Kindl Brauerei
Am Sudhaus 3
12053 Berlin
Vortrag und Buchvorstellung: Mittwoch, 4. Januar, 19 Uhr
Die Ausstellung von Havekost ist an diesem Tag bis 19 Uhr geöffnet

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