Ausstellungen

Die Unsicherheit im Vertrauten

Es ist ihr bisher engstes Zusammenspiel. Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow vereinen ihr Werk bereits zum dritten Mal in einer Doppelausstellung. Noch bis zum 2. Oktober ist ihr Kammerstück „Zita–Щара“ im Schaulager in Basel zu sehen.

Von Verena Emke
22.08.2016

Menschengroß und und mit leuchtend gelber Acrylfarbe überzogen, formieren sich im Baseler Schaulager die drei folkloristischen Puppen von Katharina Fritsch im Eingangsraum der Ausstellung „Zita–Щара“ zu einer vertrauten Einheit. Es sind zwei stark stilisierte Frauenfiguren (als Vorlage dienten Maispuppen aus einem Souvenirladen in Bratislava), die mit Schürzen, Besen, Kopf- und Handtüchern ausgestattet sind. Vor ihnen steht ein kleines Mädchen mit einem grünen Ball. Trotz der Reduktion wirkt die häusliche Szene friedlich. Wäre da nicht der „Kalte Ofen“ von Alexej Koschkarow, der ihnen gegenübersteht. Der weiße Keramikofen enthüllt bei genauerem Hinsehen seinen unheilvollen Doppelcharakter. Er ist Wärmequelle und explodierende Handgranate zugleich, nach allen Seiten schießen Flammen aus dem irritierenden Ensemble. Es steht für die „die Unsicherheit im Vertrauten“, wie Jacqueline Burckhardt treffend im Ausstellungskatalog beschreibt.

Auf überschaubaren 150 Quadratmetern Ausstellungsfläche, aufgeteilt in drei eigens konzipierte Räume, treffen die Skulpturen und monumentalen Wandarbeiten von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow aufeinander. Das „Kammerstück“, so der Untertitel der Schau, soll einen konzentrierten Blick auf die unterschiedlichen Bildsprachen beider Künstler ermöglichen und dabei das Spannungsverhältnis zwischen den Werken ausloten.

Was beim Eintreten in die Räume zunächst kühl und nüchtern wirkt, ist das Ergebnis einer langjährigen Freundschaft zwischen Koschkarow und der heute 60-jährigen Fritsch, die eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf innehat. Der 1972 in Minsk geborene Alexej Koschkarow kam 1993 nach Düsseldorf, um in der Klasse von Fritz Schwegler zu studieren. In seinem letzten Studienjahr lud ihn Fritsch zu einer gemeinsamen Ausstellung ein. Seither arbeiten sie immer wieder zusammen. Ihre persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen evozieren dabei neue Anstöße. Für ihr „Kammerstück“ im Schaulager konzipierten sie Werke, die inhaltlich bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückführen. Dabei arbeiten sie mit historischen Referenzen und konstruieren Bezüge zu Themen wie Unterdrückung, Gewalt, Macht und Tod. Themen, die gerade heute wieder eine alamierende Aktualität erlangt haben.

Service

Abbildung

Peter Schnetz, Basel

Ausstellung

Schaulager, Basel, bis 2. Oktober

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