Auktion bei Metz

Weinkühler für den Waterloo-Sieg

Metz versteigert in seiner Porzellanauktion Sammlerstücke aus Meissen und erfreulich viel aus anderen Manufakturen

Von Sebastian Preuss
09.10.2023
/ Erschienen in Kunst und Auktionen 16/23

Es war das größte und bedeutendste Service, dass die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin (KPM) je realisierte. Zum Dank für den gemeinsamen Sieg der britischen und preußischen Truppen über Napoleon schenkte König Friedrich Wilhelm III. dem englischen Feldherren Arthur Wellesley, erster Herzog von Wellington, ein gewaltiges Ensemble aus 100 Dinnertellern, 62 Desserttellern, 21 Weinkühlern, zahlreichen Prunkvasen, Obstschalen, Eiskübeln, dekorativen Kleinstatuen, gipfelnd in einem großen Obelisken als Tafelaufsatz. Alle Stücke sind mit antikisch dekoriertem Goldfonds ausgezeichnet, die Malereien würdigen die militärischen Erfolge Wellingtons.

Das 1817 / 19 gefertigte Service ist heute noch in Apsley House, der Londoner Residenz des Herzogs, zu bewundern. Zur Überraschung der Kenner kommt jetzt ein Weinkühler bei Metz zum Aufruf, der offenbar als Prototyp und Erinnerungsstück beim König in Berlin blieb und von dort irgendwann auf den Markt kam. Auf den Schauseiten sind Dragoner unter Friedrich Wilhelm III. zu sehen, die Taxe ist mit eher vorsichtigen 36.000 Euro bemessen. Überhaupt fallen die moderaten Schätzungen auf. Die Entwicklung ist nicht dramatisch, aber der Porzellanmarkt hat sich merklich beruhigt. Da sind allzu ehrgeizige Preisvorstellungen nicht angebracht.

Bacchantin und Satyr
Bacchantin und Satyr, Porzellan, Ludwigsburg, 1765, H. 28,1 cm, Taxe 1200 Euro. © Metz, Heidelberg

Wie schon in den letzten Jahren konzentriert sich Metz bei seiner Oktober-Auktion ganz auf Porzellan. Natürlich bilden Meissener Stücke des 18. Jahrhunderts den Schwerpunkt der 320 Lose. Das ist das, was die meisten Sammlerinnen und Sammler wollen. Daneben sind erfreulicherweise aber eine ganze Reihe anderer Manufakturen präsent, etwa Frankenthal mit einem raffiniert dekorierten Leuchterpaar (3600 Euro), Wien mit einer großen Prunkdeckelvase aus der klassizistischen Sorgenthal-Periode (4000 Euro) oder Nymphenburg mit gleich mehreren Bustelli-Figuren (2500 bis 10.000 Euro). Auch Höchst, Fulda, Fürstenberg, Gotha und Ansbach sind vertreten. Und drei Nürnberger Fayencen mit sehr qualitätvollen Bemalungen (2500 bis 15.000 Euro).

Bei Meissen-Liebhabern traditionell besonders begehrt sind die Augustus-Rex-Werke, die der porzellanverrückte Kurfürst und König August der Starke bei der Manufaktur für seine eigene Sammlung bestellte und mit dem verschlungenen „AR“-Zeichen versehen ließ. Diese Marke wertet die Artefakte preislich und kunsthistorisch deutlich auf, und so gehört die auf 32.000 Euro taxierte Augustus-Rex-Deckelvase von 1725 / 30 zu den Toplosen der Auktion. Der kobaltblaue Fonds ist selten, weil er schwierig zu brennen war. Effektvoll ist ihm eine goldene Schmuckbordüre aufgelegt, die das weiße Mittelfeld rahmt und den Blick auf herrlich gemalte Blütenzweige im japaniaschen Kakiemon-Stil lenkt. Zwei weitere, um 1730 / 35 gefertigte Augustus-Rex-Stücke hat Metz im Angebot: eine Bechervase mit luftig verteilten Blumen und Insekten in Purpurmalerei (22.000 Euro) und eine Deckelvase mit sehr interessanter erzählerischer Malerei (26.000 Euro).

Zwei Potpourrigefäße
Zwei Potpourrigefäße für wohlriechende Blätter und Öle, Porzellan, Modell Johann Joachim Kändler, Meissen, 1730 / 35, H. 21 bzw. 22,4 cm, Taxe 36.000 Euro. © Metz, Heidelberg

Bei Meissen-Liebhabern traditionell besonders begehrt sind die Augustus-Rex-Werke, die der porzellanverrückte Kurfürst und König August der Starke bei der Manufaktur für seine eigene Sammlung bestellte und mit dem verschlungenen „AR“-Zeichen versehen ließ. Diese Marke wertet die Artefakte preislich und kunsthistorisch deutlich auf, und so gehört die auf 32.000 Euro taxierte Augustus-Rex-Deckelvase von 1725 / 30 zu den Toplosen der Auktion. Der kobaltblaue Fonds ist selten, weil er schwierig zu brennen war. Effektvoll ist ihm eine goldene Schmuckbordüre aufgelegt, die das weiße Mittelfeld rahmt und den Blick auf herrlich gemalte Blütenzweige im japaniaschen Kakiemon-Stil lenkt. Zwei weitere, um 1730 / 35 gefertigte Augustus-Rex-Stücke hat Metz im Angebot: eine Bechervase mit luftig verteilten Blumen und Insekten in Purpurmalerei (22.000 Euro) und eine Deckelvase mit sehr interessanter erzählerischer Malerei (26.000 Euro).

Zu den Spitzenlosen der Auktion gehört auch eine Deckelterrine. Johann Gregorius Höroldt, der seit seiner Ankunft 1720 die Manufaktur mit seinen Innovationen der brennbaren Aufglasurmalerei Meissen zu einem Kunstzentrum von europäischer Strahlkraft machte, versah die Felder zwischen zartem goldenen Rankenwerk mit einfallsreichen Chinoiserieszenen (36.000 Euro). Mit einem silbermontierten Walzenkrug (10.000 Euro), einer Teekanne in seltener Vierpassform (24.000 Euro) und einer Deckelterrine (10.000 Euro) sind drei weitere Meisterwerke Höroldts in der Auktion vertreten.

Zur Rokoko-Malerei mit galanten Szenen à la Watteau und Boucher führt uns eine Tabatiere, die der sächsische Kurfürst Friedrich August II. dem Markgrafen Ludwig Georg von Baden schenkte. Die Porzellandose mit den fein getupften Schäferspielen erzielte 1995 bei der großen Sotheby’s-Auktion des Hauses Baden knapp 60.000 D-Mark, jetzt soll sie 18.000 Euro bringen.

Natürlich fehlen die Meissener Kleinskulpturen nicht, die seit 1731 unter dem genialen Modelleur Johann Joachim Kändler eine neue Kunstform entwickelten. Aus der Fülle des Angebots seien ein farbenfrohes Papageienpaar (24.000 Euro), die satirische Szene einer alten reichen Frau mit ihrem jungen, geldgierigen Liebhaber (2600 Euro) oder die Straßenhändler aus der Serie „Cris de Paris“ (2200 bis 2400 Euro) herausgegriffen. Wer mit noch kleinerem Geldbeutel einsteigen will, wird zu Taxen bis unter 500 Euro in der 70-teiligen Ludwigsburg-Sammlung fündig, die den hohen Standard der 1758 gegründeten Manufaktur demonstriert. Die Preise konnten mit Meissen nie mithalten, sind aber zuletzt weiter gefallen. Wer ein lohnendes antizyklisches Sammelgebiet sucht: Hier ist es.

Service

AUKTION

Metz, Heidelberg
14. Oktober
Besichtigung 9.–13. Oktober

metz-auktion.de

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