Bild des Tages

Der Schatten über Heidi Hortens Juwelen

Das Auktionshaus Christie’s versteigert diese Woche die Juwelenkollektion der 2022 verstorbenen Kunstsammlerin Heidi Horten

Von Sebastian Preuss
09.05.2023

Ein Superlativ jagt den nächsten am Auktionsmarkt, jetzt ist es die wertvollste Juwelenkollektion, die je zum Aufruf kam. Mehr als 150 Millionen Dollar sollen die 700 Schmuckstücke der 2022 gestorbenen Heidi Horten bringen. Morgen und am Freitag findet bei Christie’s in Genf der erste Teil der Live-Auktion statt. Es ist ein Märchen aus der Wirtschaftswunderzeit: Mit 19 lernte die Österreicherin den 32 Jahre älteren Kaufhaus-Unternehmer Helmut Horten kennen, 1966 heirateten sie. Nach Helmuts Tod 1987 wurde Heidi als Alleinerbin eine der reichsten Frauen Europas. Sie nutzte ihr Vermögen, um eine Kunstsammlung für ein (kurz vor ihrem Tod eröffnetes) Museum aufzubauen und ihrer Juwelenleidenschaft zu frönen. Es war zu erwarten, dass über der Auktion ein Schatten liegen würde: nämlich die Tatsache, dass Helmut Horten in der NS-Zeit von der „Arisierung“ jüdischer Firmen profitiert hatte. Christie’s glaubte zunächst, den Juwelenglanz dadurch nicht stören zu müssen. Doch die öffentliche Kritik ließ nicht lange auf sich warten, und das Auktionshaus versicherte eilig, dass man nichts verschleiern wolle. Außerdem will Christie’s einen Teil seines Gewinns zur Erforschung des Holocausts stiften. Es geht hier nicht um Raubkunst und Restitutionen, und die Heidi Horten Foundation wollte den Gesamterlös ohnehin von Beginn an philanthropischen Zwecken zukommen lassen. Wenn die Auktion nicht stattfände, wäre also nichts gewonnen. Aber Glamour lässt sich mit dem Namen Horten einfach nicht erzeugen.

Service

AUKTION

„The World of Heidi Horten“

Auktion: 10. und 12. Mai

„Magnificent Jewels“

Auktion: 17. Mai

Christie’s, Genf

christies.com

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