Auktion in Boston

Briefschätze aus Bob Dylans Teenagerjahren

In den späten 1950ern schrieb der heute 81-jährige Bob Dylan einer Jugendflamme Dutzende Briefe. Sie bieten Poesie, Liebesbekundungen und Einblicke in Träume eines Teenagers, die tatsächlich wahr werden sollten

Von Weltkunst News
11.11.2022

Eine Sammlung mit Liebesbriefen des jungen Bob Dylan kommt in Boston unter den Hammer. Die Schriftstücke aus der Feder des damaligen Teenagers aus Hibbing im US-Staat Minnesota, den man zu jener Zeit noch als Bob Zimmerman kannte, sind laut dem Auktionshaus RR Auction bisher noch nie an die Öffentlichkeit gelangt. Die Briefe beleuchteten eine Phase im Leben der heutigen Folk-Legende, über die kaum Informationen aus erster Hand vorlägen.

Insgesamt 42 Briefe mit 150 Seiten umfasst der Fundus, Empfängerin war eine gewisse Barbara Ann Hewitt, die die Post von Dylan zwischen 1957 und 1959 bekam. Zu der Sammlung, die Einblicke in die prägenden Jahre des späteren Stars gewähre, gehöre eine aufwendig gestaltete Valentinskarte, sagte der geschäftsführende Vize-Vorsitzende von RR Auctions, Bobby Livingston, der selbst ein großer Dylan-Fan ist. Er sprach von einem der in kultureller Hinsicht wichtigsten Archive des 20. Jahrhunderts, das sein Haus je im Angebot gehabt habe.

Den genauen Inhalt der Briefe wollte RR Auction vorerst aber nicht preisgeben. Es gehe um zeitlose und universelle Dinge, die Teenager oft beschäftigten: Kleidung, Autos, und Musikgeschmäcker, hieß es nur. Auch Poesie habe Dylan in seinen Briefen verpackt – und Hewitt seine Liebe gestanden. Besonders beeindruckend sei zudem, dass der junge Bob seinen Traum von einem späteren Leben als Star mit ihr geteilt habe.

In einem Brief fragt der Teenager seine Flamme etwa, was sie davon halte, dass er seinen Namen ändern wolle – in Frage käme da „Little Willie“ und „Elston“. Auch schrieb Dylan ihr von seiner Hoffnung, einmal Millionen Alben zu verkaufen und in der Musik-Fernsehshow American Bandstand vor Scharen von kreischenden Mädchen aufzutreten.

„Sie geben wirklich einen Einblick, wie er sich präsentieren wird“, sagte Livingston über die Briefe. „Es zeigt, dass er sich all das zurecht fantasiert, und es dann wahr wird – er hat es vorhergesehen.“

Doch wie die meisten Jugendliebeleien endete auch die Romanze von Bob Zimmerman und Barbara Ann Hewitt. In einem seiner letzten Briefe bat der spätere Literaturnobelpreisträger darum, dass sie ihm die Fotos zurückschicken solle, die er ihr hat zukommen lassen.

Ganz vergessen konnte Dylan sie aber offenbar nicht. Hewitts Tochter sagte RR Auction, dass der Folkstar ihre Mutter Ende der 60er Jahre nach seinem Durchbruch angerufen habe. Er habe sie gebeten, zu ihm nach Kalifornien zu kommen. Doch habe sie ihn abgewiesen.

Hewitt lebte ihr Leben weiter, so schien es. Sie habe einen anderen Mann aus Hibbing geheiratet, sich aber in den späten 70er Jahren scheiden lassen und nie wieder geheiratet, schilderte ihre Tochter. Sie fand die Briefschätze nach dem Tod ihrer Mutter 2020. Die Briefe samt den Originalumschlägen mit Adressen in Dylans Handschrift bietet das Auktionshaus als Gesamtpaket an, das Startgebot liegt bei 250.000 Dollar (rund 246.000 Euro). Die Auktion endet am 17. November. (dpa)

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