Frühjahrsauktionen bei Sotheby’s und Christie’s

Trophäenjagd in London

Die Frühjahrsauktionen von Sotheby’s und Christie’s in London warten mit Blue-Chip-Werken im mehrstelligen Millionenbereich auf – darunter die jüngst restituierten „Füchse” von Franz Marc

Von Heidi Bürklin
22.02.2022
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 196

Seit 1962 erfreute Franz Marcs Gemälde „Die Füchse“ von 1913, eine Schenkung des Unternehmers Helmut Horten, die Besucher im Düsseldorfer Kunstpalast. Kurt Grawi, ein Bankier in Berlin, hatte die „Füchse“ 1928 erworben. Aus Geldnot trennte er sich von seinem Lieblingsbild, als die Familie 1939 wegen ihrer jüdischen Herkunft aus Deutschland fliehen musste. 1940 wurde das Werk in New York verkauft, 1961 gelangte es an Horten. Im vergangenen Mai willigte Düsseldorf in die Restitution ein. Bei Christie’s sollen die kristallinen, farbglühenden „Füchse“ nun Marcs 2008 aufgestellten Auktionsrekord von 12,34 Millionen Pfund für seine „Weidenden Pferde“ von 1910 weit übertreffen: Auf rund 35 Millionen Pfund hofft man bei diesem expressionistischen, bereits garantierten Juwel.

Aus der Stuttgarter Staatsgalerie wiederum kam eine der Leihgaben der Sammlung Steegmann nach London: Picassos hellfarbige surrealistische Szene seines Pariser Studios von 1929 soll zu 14 bis 24 Millionen Pfund animieren. Mit solchen Trophäen appelliert man auch zunehmend an asiatisches Interesse. So koppelt Christie’s an diesem Tag live Versteigerungen in Schanghai und London mit weiteren Online-Anschlüssen nach Hongkong und New York. 

Füchse Franz Marc
Auf rund 35 Mio. Pfund hofft Christie's bei den kristallinen, farbglühenden Füchsen von Franz Marc aus dem Jahr 1913, die jüngst aus dem Düsseldorfer Kunstpalast restituiert wurden. © Christie's Images Ltd.

Angebote aus der renommierten privaten Berggruen Collection reizen den Appetit auf Papierarbeiten von Picasso mit Taxierungen zwischen 100.000 und 900.000 Pfund. Frisch auf den Markt kommt Lucian Freuds exquisites Porträt eines „Mädchens mit geschlossenen Augen“ von 1987, für das man über 10 Mio. Pfund erwartet. Die Britin Flora Yukhnovich schließlich macht im zeitgenössischen Angebot mit ihrem Flirt mit dem 18. Jahrhundert auf sich aufmerksam: Die Epoche des galanten Rokokos kommentiert sie hier mit rosa und puderblauen Wirbeln als Antwort auf Fragonards „Die Schaukel“ (Taxe 250.000 bis 350.000 Pfund).

Sotheby’s in der New Bond Street lockt ebenfalls mit zumeist garantierten Ködern. Gleich fünf Monets aus 15 Schaffensjahren werden aus einer anonymen Privatsammlung aufgerufen. Die höchste Erwartung gilt seinem ikonischen Motiv der „Heuhaufen“ mit 15 bis 20 Mio. Pfund. Die größte Leinwand füllte er hingegen randvoll mit voll aufgeblühten Chrysanthemen und einer Farbsinfonie von Lila, Gelb bis Apfelgrün: Diese Hommage an die damals in Mode gekommene japanische Farbholzschnittkunst eines Hokusai mag bei 10 bis 15 Mio. Pfund einen Käufer im Fernen Osten begeistern. Die kleinste Delikatesse bietet hingegen ein Stillleben mit Feigen und Aprikosen (Taxe 1,2 bis 1,8 Mio. Pfund). Dass der britische Popstar Robbie Williams früh bei Arbeiten von Banksy zugriff, will er jetzt bei der Einlieferung von drei Arbeiten vergolden. Eines von Banksys bekanntesten Motiven, „Mädchen mit Ballon“ von 2006, soll jetzt zu 2 bis 3 Mio. Pfund hochsteigen. Eine von Militärflugzeugen durchkreuzte idyllische Landschaft von ihm verlangt nach 2,5 bis 3,5 Mio. Pfund.

Service

AUKTIONEN

Christie’s, London

Auktion: 1. März 2022

christies.com

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Sotheby’s, London

Auktion: 2. März 2022

sothebys.com

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