Eine Ausstellung und zwei Oldtimer-Auktionen bei Bonhams und Sotheby’s in Paris widmen sich der Schönheit des Schnellen – mit legendären Sportwagen von Ferrari bis Bugatti
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18.01.2022
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 1
Beeindruckender kommt ein Bugatti EB110 GT daher. Das bei Sotheby’s aufgerufene Geschoss ist eleganter, aber auch ein paar Jahre jünger als das Auftaktmodell, auf das wir später bei Bonhams stoßen werden. Sotheby’s ruft die Neunziger-Ikone bei 1 Million Euro auf. Ebenfalls ein Augenschmaus, der einen in die sprinting Seventies zurückversetzt, ist der De Tomaso Pantera GTS. In rassigem Rot-Schwarz vertritt das Gefährt von 1972 das am häufigsten gebaute Modell dieser italienischen Renn- und Sportwagenmarke. Zwischen 1971 und 1993 wurden mutmaßlich rund 7300 Exemplare gefertigt. Das Los stammt aus der ersten Serie, wurde beim Karosseriebauer Vignale produziert und erhielt einen 5,8-Liter-V8-Motor von Ford mit rund 330 PS. Der De Tomaso Pantera GTS wurde auch in Rennen gefahren, ist dafür mit einer Vier-in-eins-Auspuffanlage und Sportsitzen ausgestattet. Als Höchstgeschwindigkeit sind für den Wagen 256 km/h angegeben, geboten wird ab 180.000 Euro.
Tags drauf geht Bonhams in Paris ins Rennen – blitzgelb führt der LaFerrari Coupé die „Les Grandes Marques du Monde“-Auktion an. Bei seiner Präsentation 2013 war der erste Ferrari mit Hybridantrieb das bis dahin stärkste straßenzugelassene Modell (963 PS / 708 kW) der Marke. Die Höchstgeschwindigkeit liegt offiziell bei 350 km/h, Videoaufnahmen belegen allerdings ein Tempo von 372 km/h. Ein konkreter Neupreis für das Auto wurde nie bekannt gegeben, die 499 Exemplare sollen ab circa 1,2 Millionen Euro verkauft worden sein. War die komplette limitierte Auflage bereits vor der Auslieferung vergriffen, so gibt es nun die Möglichkeit, ein 2014er-Modell mit nur 930 Kilometern auf dem Tacho ab 2 Millionen Euro zu ersteigern.
Mit 351 Stundenkilometern Spitze dicht dahinter offeriert Bonhams einen blauen Bugatti EB110, den bereits erwähnten Vorgänger des Sotheby’s-Loses. Mit diesem Modell meldete sich der totgesagte italienische Autofabrikant am 15. September 1991 zurück – zum 110. Geburtstag des Unternehmensgründers. Das erste Produkt der Bugatti-Renaissance galt damals als fortschrittlichster Supersportwagen. Das bei 1,1 Millionen Euro aufgerufene Los, das seine 10.200 Kilometer unter anderem durch eine Reise zur Bugatti-Schau in Portugal 2018 erfahren hat, verfügt über Allradantrieb und einen Zwölfzylindermotor mit 560 PS Leistung – seinerzeit war es das schnellste Serienauto der Welt.
Dass Ästhetik für Geschwindigkeit wichtig, aber eben auch Geschmacksache ist, belegt der Audi 200 Turbo Quattro Nardo 6000. Das „Speed Record Car“, typisch Achtziger in Schwarz-Gelb, stammt aus einer Zeit, in der man Audi spießig fand. 1988 wurde der Prototyp des neuen Topmodells der Audi-Oberklassen-Baureihe für Rekordfahrten auf dem Hochgeschwindigkeitsoval im süditalienischen Nardo auf die Räder gestellt. Mit Spezialtank im Heck (340 Liter Sprit) und einem rund 650 PS starken Fünfzylinder erreichte das für 300.000 Euro aufgerufene Modell in der Spitze mehr als 400 km/h – sein neuer Rekord für die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit über 100 Kilometer: 324,509 km/h.
Zählen heute Sicherheit, Reichweite, Emissionsarmut zu vernünftigen Kaufargumenten (wenn es überhaupt noch ein Auto sein muss), so bleibt die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h doch die wichtigste Droge der Automobilindustrie. Selbst in Zeiten nachhaltiger Mobilität …
RM Sotheby’s Paris
Auktion: 2. Februar 2022
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Bonhams Paris
Auktion: 3. Februar 2022