Auktionen / Kann der Zufall Künstler sein, Frau Dr. Quittenbaum?

In diesem Frühjahr vertraute uns das Ehepaar Mieke und Jan Teunen Teile ihrer „Danese“-Sammlung an, die wir am 9. Oktober in München zum Auftakt unserer Herbstauktionen versteigern. Die Mailänder Marke Danese steht für Design auf höchstem Niveau – vom Bleistifthalter bis zur Deckenleuchte. Mit großer Offenheit boten die Firmengründer Jacqueline Vodoz und Bruno Danese ab 1957 Künstlern wie Bruno Munari und Enzo Mari die Möglichkeit Gebrauchsgegenstände und Kunst zu gestalten, deren Erfolg zunächst keineswegs sicher erschien. Produktdesign betrachteten alle Beteiligten als künstlerische Herausforderung und nicht als lukratives Business. Dazu gehörte auch, möglichst kostengünstige Herstellungsmethoden zu ermitteln, um alle Entwürfe, auch die Kunsteditionen, einer breiten Käuferschaft zu moderaten Preisen verfügbar zu machen. 1988 übernahm das Ehepaar Teunen mit Leidenschaft die Vertriebsverantwortung für Danese in Deutschland. Sie organisierten Ausstellungen und Kataloge – kein Wunder, dass sich in ihrer Kollektion frühe Ausführungen und vergriffene Exemplare finden.

Mein Favorit unter den knapp 100 Losen ist Enzo Maris Multiple „Gegenstand mit Eigenkomposition“ von 1971, das wir für geschätzte 2000 bis 3000 Euro aufrufen. Zwischen zwei Scheiben, befinden sich im quadratischen Holzrahmen 18 frei bewegliche Dreiecke, Quadrate und Rhomben. In der Natur ist es immer die zufällige Verteilung der Elemente durch die Schwerkraft, so Mari, die für den Betrachter das Bild einer idealen Landschaft bestimmt. Analog dazu konzipierte er den Schaukasten: Bewegt man das Ganze (vorsichtig) oder variiert man die Standfläche, purzeln die Module durcheinander und die Schwerkraft lässt ein neues, natürlich erscheinendes, optimales Kunstwerk entstehen!

Claudia Quittenbaum gehört zur Geschäftsleitung des Auktionshauses Quittenbaum

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