Van Ham ruft am 17. November eine delikate Darstellung auf einem sehr seltenen Malgrund auf
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07.11.2017
Nach allerlei gefährlichen Abenteuern erblickte Zeus’ Sohn Perseus, von Nymphen mit Flügelschuhen und einem Sichelschwert beschenkt, beim „Rückflug“ auf seine heimatliche Insel die schöne, an einen Felsen gekettete Königstochter Andromeda. Sie sollte die Hybris der Mutter Kassiopeia, die sich ihrer eigenen Schönheit gerühmt hatte, sühnen und einem Seeungeheuer geopfert werden. Ihr Vater Kepheus aber versprach Perseus seine Tochter zur Frau, wenn er das Untier besiegen könne.
Das Kölner Auktionshaus Van Ham versteigert am 17. November ein ungewöhnliches Beispiel des in Ovids Metamorphosen (4,670 ff.) überlieferten und besonders im 17. Jahrhundert häufig dargestellten Mythos. Ein anonymer Künstler hat den dramatischen Höhepunkt der Rettung Andromedas auf eine kleine Lapislazuli-Tafel gemalt. Virtuos lässt er die Maserung des Minerals „mitspielen“, indem er die Braunfärbung für den Felsen, das Ungeheuer und den auf einem geflügelten Ross herbeifliegenden Helden nutzt, das lichte Blau dagegen für den Himmel. Die gefesselte Schöne bildet mit hellem Inkarnat und einem Schleier à la Cranach über der Scham den Kontrast. Als Meister und Vorbild der Malerei auf Stein im 17. Jahrhundert gilt der Italiener Antonio Tempesta (um 1555 – 1630). Van Ham jedoch ordnet die nur 14 mal 9,5 Zentimeter messende Tafel der Prager Schule zu, in deren höfischem Umfeld solche Kunstkammerstücke, Preziosen mit erotischem Touch, einst ihre Liebhaber fanden. Jetzt soll sie mindestens 15.000 Euro einbringen.
Prager Schule, „Perseus und Andromeda“, Öl/Lapislazuli, 14×9,5cm (Abb.: Van Ham, Köln)