Auktionen

Ein Spiel mit Nähe und Distanz

Phillips in London versteigert am 6. Oktober ein marktfrisches Rasterbild von Sigmar Polke

Von Stefan Weixler
25.09.2017

„Die Tatsache meiner Geburt wäre ansonsten unerheblich für mein weiteres Schaffen, wenn ich nicht seither eine Sehschwäche besäße. Sie ist zwar nicht groß, aber eben diese Kurzsichtigkeit eröffnete mir den Zugang zu jener Welt des Rasters, die in meinem späteren Werk eine so große Bedeutung gewann“, sagt Sigmar Polke (1941 – 2010) in Frühe Einflüsse, späte Folgen, oder: Wie kamen die Affen in mein Schaffen? Und andere ikono-biographische Fragen – einer Pseudo-Autobiografie, die der Kunstwissenschaftler Friedrich Wolfram Heubach 1976 im Auftrag des Künstlers verfasste. Denn Polke selbst blieb lieber auf Distanz – ironisierte die Trivialitäten der Nachkriegsgesellschaft, dekonstruierte die Aura des Originals, jonglierte (auf Basis Walter Benjamins) mit den Möglichkeiten des „Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. 

Die seit den Sechzigerjahren entstandenen, anfangs von Hand gestempelten, später mithilfe von Lochplatten aufgesprühten Rasterbilder, in denen mikroskopisch kleine Printmuster von Werbe- oder Pressefotos zu monumentalen Unikaten erhoben werden, lassen höchst raffiniert genau diese Themen anklingen. Das Auktionshaus Phillips offeriert im Rahmen des „20th Century & Contemporary Art Evening Sale“ am 6. Oktober in London die 1994 mit Acryl und Interferenzfarbe auf Leinwand gebrachte, 100,5 mal 80,3 Zentimeter große „Tänzerin“. Das marktfrische, seinerzeit direkt beim Künstler erworbene Werk aus einer deutschen Privatsammlung soll mindestens 2,5 Millionen Pfund einspielen…

Service

Abbildung

Sigmar Polke (1941-2010), „Tänzerin“, Acryl/Lwd., 1994, 100,5×80,3 cm (Abb.: Phillips, London)

Auktion

Phillips
London
6. Oktober

Ein umfangreicher Vorbericht erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 15/2017

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