Auktionen

Mausphobie als Motivation

Swann Galleries versteigert am 2. August in New York Plakate mit deutlichen Botschaften

Von Jan Kohlhaas
31.07.2017

Elefanten haben keine Angst vor Löwen und Tigern – aber vor Mäusen. Ein Mythos, der sich seit mindestens 2000 Jahren, als sich Plinius d. Ä. zum Verhältnis zwischen Dickhäuter und Nager äußerte, hartnäckig hält. Dabei ist spätestens seit Bernhard Grzimeks Versuch von 1942 klar, was passiert, wenn das große auf das kleine Säugetier trifft: Erst wird intensiv mit dem Rüssel beschnuppert, dann zertrampelt. Aus die Maus. 

Zur Ehrenrettung des Plakats „Jumpy?“, das am 2. August bei Swann Galleries in New York versteigert wird (Abb., 111 x 92 cm, Taxe 1000 Dollar) sei betont, dass der Entwurf eines unbekannten Künstlers aus dem Jahr 1929 stammt. Und der alte Mythos vom großen Elefanten, der vor der kleinen Maus erschrickt, eignete sich auch bestens zur Illustrierung der intendierten Message. Das Motiv „Schreckhaft?“ stammt aus einer ganzen Reihe von Postern, die von Mather & Company, Chicago, in den Zwanzigerjahren gedruckt wurden. Als „motivierende Kunst“ sollten sie die Effizienz am Arbeitsplatz steigern. In Fabriken und Büros wurden auf diese farbenfrohe Weise nicht nur Sicherheitsregeln vermittelt, sondern auch korrektes zwischenmenschliches Verhalten. Propagiert wurden wichtige Tugenden wie Selbstdisziplin, Loyalität, Ehrlichkeit, Sorgfalt, oder – wie im Fall des schreckhaften Elefanten – Gelassenheit. Denn, wer sich von kleinen Sachen nicht verrückt machen lässt – so die Botschaft des Plakats –, kommt am weitesten. „Schätz’ es ein – und bleib’ cool!“ Ob die Chicagoer Drucker das Motiv auch nach Grzimeks Versuch gewählt hätten, ist allerdings fraglich.

Service

Abbildung

„Jumpy“, Plakat, 1929, 111x92cm (Abb.: Swann, New York)

Auktion

Swann
New York, 2. August

Der vollständige Vorbericht erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 12, 2017

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