Auktionen

Einsamkeit und Melancholie

Carlo Carràs „Festival“  von 1924 gehört ebenso wie Alte Meister zum Angebot bei Hampel am 23. und 24. März

Von Martin Miersch
19.03.2017

Menschenleere Plätze, stark stilisierte Bäume und Berge wie Watte. Das sind die Charakteristika der Malerei Carlo Carràs in den 1920er-Jahren. Carrà zählte neben Umberto Boccioni zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe der Futuristen. Unter dem Einfluss von Giorgio de Chirico wandte er sich aber bereits 1916/17 wieder vom Futurismus ab und der Pittura Metafisica zu. Er grenzte sich nun von Strömungen der Moderne, wie Kubismus, Expressionismus und anderen Abstraktionstendenzen ab. Die von den Künstlern der Pittura Metafisica propagierte Ästhetik forderte die Rückkehr zur Gegenständlichkeit in neuklassischer Auffassung. So zeichnet sich das Werk Carràs ab den 1920er-Jahren insbesondere durch eine formale Strenge aus. In seinem Gemälde „Festival“ aus dem Jahr 1924 erzählt er eher von Einsamkeit und Melancholie als – wie der Titel vermuten lässt – von einem rauschenden Fest. Typische Werke dieser Zeit sind auf dem internationalen Kunstmarkt sehr gefragt, eine Taxe von 86.000 bis 100.000 Euro ist daher durchaus realistisch.

Von Willem van Aelst ist ein Früchtestillleben im Angebot. Grüne und leicht rötliche Trauben sowie ein Pfirsich und eine geöffnete Walnuss liegen auf einer Marmorplatte. Das Gemälde ist, wie in dieser Zeit üblich, als Vanitassymbol zu deuten. Insekten beschleunigen die Vergänglichkeit des Obsts, der Schmetterling weist aber auch auf die Auferstehung hin. Die Taxe liegt bei 70.000 bis 100.000 Euro. 

Ein Blumenstück mit Frosch und Schlange von Ernst Stuven wird mit 50.000 bis 75.000 Euro bewertet. Um einen knorrigen Baumstamm, in dessen Gabelung ein Vogel sein Nest gebaut hat, winden sich prächtige Blumen, darunter eine Iris und eine Narzisse, Nelken, Tulpen, Rosen, Sonnenblumen und weitere Gartenblumen. Der 1657 in Hamburg geborene Künstler orientierte sich für seine Stillleben an Werken seines Lehrers van Aelst, doch sind seine Blumen weicher und biegsamer.

Service

Abbildung

Carlo Carrà, „Festival“, 1924 (Foto: Hampel, München)

Auktion

Hampel, München
23. und 24. März

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 126/2017

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