Zu den herausragenden Büchern des Expressionismus zählt die von Ernst Ludwig Kirchner illustrierte Ausgabe der Gedichte von Georg Heym. Unter dem Titel „Umbra vitae“ erschienen 1924 die nachgelassenen Werke des Dichters im Münchener Kurt Wolff Verlag, die vom 15. bis 17. November bei Reiss & Sohn versteigert werden.
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10.11.2016
Es sind nur drei Buchstaben, aber die sind für die Werteinschätzung des unscheinbar wirkenden Schriftstücks von entscheidender Bedeutung: Der eigenhändige Brief trägt die Unterschrift „Che“. Im Juni 1958, sechs Wochen nach seinem dreißigsten Geburtstag, schrieb der neben Fidel Castro berühmteste Comandante der kubanischen Rebellenarmee an seinen Mitkämpfer Leutnant Hugo del Río Guerra. Zwecks Geheimhaltung verwendete man Codeworte. Hinter der angekündigten Sendung von „Schuhen, für diejenigen, die sie brauchen“, verbirgt sich also eine Waffenlieferung. Mit der Einnahme von Santa Clara 1958 gelang Che Guevara dann der entscheidende Schlag gegen die zahlenmäßig weit überlegene Batista-Armee. Vor Ende der Revolution entstandene Briefe Ches sind von größter Seltenheit. Sein politisch bedeutsamer Brief wird demzufolge in der Auktion bei Reiss & Sohn mit 10.000 Euro bewertet.
Eins der schönsten Bücher des Expressionismus ist zweifellos die von Ernst Ludwig Kirchner illustrierte Ausgabe der Gedichte von Georg Heym. Unter dem Titel „Umbra vitae“ erschienen 1924 die nachgelassenen Werke des sehr früh verstorbenen Dichters im Münchener Kurt Wolff Verlag. Die Holzschnitte, die Ernst Ludwig Kirchner dazu schuf, stellen seine wichtigste buchkünstlerische Arbeit dar. Der ebenfalls von Kirchner entworfene Einband zählt zu den bedeutendsten Einbandgestaltungen des 20. Jahrhunderts. Auch die Vorsätze schmückte der Künstler mit Holzschnitten. So entstand ein expressionistisches Gesamtkunstwerk von großer Geschlossenheit, das zur Taxe von 6000 Euro angeboten wird.
Der berühmte Weltatlas des Abraham Ortelius steht im Mittelpunkt der Geografie-Offerte bei Reiss & Sohn. Unter dem Titel „Theatrum Orbis Terrarum“ erschien das begehrte Werk 1579 bei Christoph Plantin in Antwerpen im Groß-Folio-Format. Ausgestattet mit altkolorierten doppelblattgroßen Kupferkarten wird die Erstausgabe auf 30.000 Euro geschätzt.
Mit der „Reise vom Niederrhein nach Sibirien“ (Taxe 15.000 Euro) gelangt eine bisher unveröffentlichte Handschrift von Alexander Eversmann zur Auktion. Der preußische Technologe und Beamte beschreibt darin seine Reise nach Russland und in den Ural. Das Werk enthält eine Fülle von Beobachtungen des Fachmanns, die das Manuskript zu einer wichtigen Quelle für die Geschichte der Industrie Russlands im frühen 19. Jahrhundert machen.
Ernst Ludwig Kirchner, Illustrationen zu „Umbrae vitae“ von Georg Heym, 1924, Reiss & Sohn, Königstein, Taxe 6000 Euro (Foto: Reiss & Sohn, Königstein)