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Tintoretto und Bosch-Nachfolger im Dorotheum

Die Alten Meister, die das Dorotheum am 18. und 20. Oktober aufrufen kann, enthalten Spektakuläres wie Tintorettos Darstellung der „Schlacht zwischen Philistern und Israeliten“ sowie einen Blick in die Hölle durch einen Nachfolger von Hieronymus Bosch

Von Christof Habres
11.10.2016

Die Szenerie schwankt zwischen Chaos und Untergang. Es dauert einige Momente, bis sich der Betrachter im dunkel-matten Bild zurechtfindet. Der Schöpfer dieser Leinwand hat als dramaturgischen Überbau zahlreiche Konfliktherde, kriegerische Auseinandersetzungen und Zweikämpfe eingebaut. Das titelgebende Duell wurde im rechten unteren Eck des großformatigen Kunstwerks ausgefochten. Jacopo Tintoretto hat mit der Arbeit »David und Goliath« eine immens beeindruckende Interpretation des alttestamentarischen Kampfs geschaffen: Einerseits hat der Renaissancemaler die gesamte Geschichte sehr theatralisch in eine divergente historische Epoche und sehr opulente mittel­europäische Landschaft versetzt. Andererseits wirkt der male­rische Ausdruck des »Färberleins«, überwiegend in rötlich-braune Grundtöne gehalten, bei diesem Werk roh, teilweise improvisiert und auf eine das Chaos unterstreichende Flächigkeit – fast bis zu einer partiellen Abstraktion – konzentriert. Diese kompositorischen Elemente sind zweifellos für die einzig­artige Intensität und Wirkung der Arbeit verantwortlich. Vom Dorotheum wird der Schätzwert für das Werk mit 300.000 bis 400.000 Euro angegeben.

Ein anderes Highlight bei den alten Meistern, ebenfalls düster und gespenstisch im Duktus, ist eine Arbeit eines Hieronymus-Bosch-Nachfolgers, „Die Hölle“, aus der Lissaboner Privatsammlung Alvares. In dem Werk auf Holz werden bekannte Motive des Meisters aufgegriffen und fesselnd neu gedeutet. Der Schätzwert liegt hier zwischen 200.000 bis 300.000 Euro. 

Service

Abbildung:

ganz oben: Jacopo Tintoretto (1519-1594), „Die Schlacht zwischen Philistern und Israeliten“, Öl/Lwd., 146×230,7cm, Taxe 300.000 Euro, Foto: Dorotheum, Wien

Auktion

Dorotheum, Wien, 18. und 20.Oktober

 

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 120/2016

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