Auktionen

Smarte Federführung

Handzeichnungen von „Il Guercino“ erzielen auf dem Markt mitunter sechsstellige Beträge

Von Stefan Weixler
21.07.2016

„Innerliche und moralische Grazie, eine schöne Freiheit und Großheit“ bescheinigte Johann Wolfgang von Goethe dem oberitalienischen Autodidakten Giovanni Francesco Barbieri (1591 – 1666), der wegen seines auffälligen Silberblicks überall nur „Il Guercino“ – „Der Schieler“ – genannt wurde. Ob eine Verletzung in früher Kindheit schuld an der Fehlstellung des rechten Auges war, wie sein Biograf Carlo Cesare Malvasia behauptete, ist offen. Fest steht nur: Seiner Karriere hat der Knick in der Optik nicht geschadet – rund 250 Gemälde für weltliche und kirchliche Auftraggeber – darunter Papst Gregor XV. – dokumentieren ein florierendes Geschäft. 

1616 gründete der Maler in seiner Geburtsstadt Cento die „Accademia del Nudo“, in der – damals geradezu revolutionär – nach nackten Modellen gezeichnet wurde. Ein Handbuch mit eigenhändigen, von Oliviero Gatti gestochenen Beispielen für smarte Federführung sollte der stetig wachsenden Schülerzahl die Richtung weisen. Bei solchem Engagement ist es eigentlich kaum verwunderlich, dass „Il Guercino“ mit recht vielen Handzeichnungen auf dem Markt vertreten ist – zumal er sie auch als Geschenke fabrizierte. Mehr als 200 Arbeiten, teils mit sechsstelligen Beträgen bewertet, standen in den vergangenen zehn Jahren zur Verfügung. Kornfeld in Bern hat am 19. Juni 2015 zur Schätzung von 30.000 Franken einen feinen, 23,5 mal 18,7 Zentimeter großen „Cupido“ mit Feder in Bister aus der Zeit um 1640 aufgerufen, der aufgrund kleinerer Flecken und stellenweise durchgewachsener Tinte am Ende angemessene 25.000 erzielte.

Service

Abbildung

Galerie Kornfeld, Bern

Die Jahresübersicht zum Markt der Handzeichnungen finden Sie in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 12/2016

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