Wollte Alfons Walde sich mit seinen Landschaften absichtlich gegen die Erwartungen des Marktes stellen? Bewusst provozierend sind jedenfalls die Werke der Gruppe Gelitin, deren Arbeit neben der weiterer Stars am 7. und 8. Juni „Im Kinsky“ aufgerufen werden
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27.05.2016
Die Idylle war bei ihm möglicherweise eine Provokation. Das schneebedeckte Tiroler Bergdorf mit der Kirche im Zentrum verströmt unnachahmliche Ruhe und Geborgenheit. Die Herausforderung der von Alfons Walde abgebildeten Szenerie lag nicht im Bild selbst, sondern in der Konzeption, die der Künstler dem Motiv über viele Jahre zugesprochen hat: Er verwendete das Sujet häufig und missachtete damit den Anspruch des Kunstmarktes auf Originalität – vermutlich als Verkaufsstrategie.
Auf jeden Fall hat es nicht geschadet, dass viele unterschiedliche Versionen von Waldes „Tiroler Bergdorf (Auracher Kirche)“ bei Auktionen angeboten wurden. Sie erzielten regelmäßig sehr gute Preise. Daher steht zu erwarten, dass die Version aus dem Jahr 1938 bei Im Kinsky den Schätzwert von 250.000 bis 500.000 Euro erreichen wird.
Eine Provokation anderer Art ist die Arbeit „Guernica“ der bekannten Künstlergruppe Gelitin. Die Collage aus mehrfarbigem Plastilin überzeichnet die tragische Thematik ins Groteske und wirkt durch diese Konnotierung verstörend (Taxe 20.000 bis 40.000 Euro). Bei Jörg Immendorffs Gemälde „Tür West“ aus dem Jahr 1984 hingegen dominiert das Dunkle und Kriegerische ohne Ironie, hart auf den Punkt gebracht (Schätzwert 50.000 bis 100.000 Euro).
Für Idylle sorgt Koloman Moser mit seinem Werk „Stiefmütterchen mit Blumentöpfen“ – die intensive, mit kräftigen Farben ausgearbeitete Arbeit auf Leinwand (Schätzpreis 100.000 bis 200.000 Euro) rundet das vielfältige Angebot von Im Kinsky ab.
Im Kinsky, Wien
Auktion 7. und 8.Juni