Auktionen

Lempertz mit Porzellan in Berlin und Alten Meistern in Köln

Bevor am 21. Mai in Köln Alte Meister aufgerufen werden, versteigert Lempertz bereits am 30. April in Berlin Porzellan. Einige Stücke haben dabei Ihren Weg über die Diplomatie Friedrichs II. zurück in die Hauptstadt gefunden.

Von Frank Maier-Solgk
27.04.2016

Die flämische Malerdynastie der Brueghels bildet den Höhe­punkt der Frühjahrsauktion mit Altmeistergemälden bei Lempertz in Köln. Spitzenlos mit einer Taxe von immerhin 1 bis 1,2 Mio. Euro ist eine aus einer deutschen Privatsammlung stammende Version der Bauernhochzeit von Pieter Brueghel d. J. Man darf gespannt sein, wie das Publikum auf die Offerte reagiert. Der Künstler hat auf dem 42 x 59 cm großen Tafel­bild die Hochzeit des Vorbilds, des Gemäldes seines Vaters, aus der Scheune hinaus in die Landschaft versetzt und hier die weniger arrivierten Hochzeitsgäste in den Mittelpunkt gestellt. Die prallen erzählerischen Details kamen den Publikumswünschen vermutlich entgegen.

Mehr als 60 Personen jeden Alters sind dargestellt, ange­ordnet in einer Art Lebenskreis, die sich allerlei Vergnügungen hingeben. Abgerundet wird das Angebot an Gemälden der Malerfamilie mit einer Land­schaft von Jan Brueghel d. Ä., die auf 200.000 bis 250.000 Euro taxiert ist, und einer „Waldigen Landschaft mit Jagdbeute“, die dessen Sohn Jan Brueghel d. J. gemeinsam mit dem Antwerpener Landschaftsmaler Lucas van Uden malte (Taxe 80.000 bis 100.000 Euro). Das 19. Jh. ist ver­treten mit einer der seinerzeit in großer Serie hergestellten stim­mungsvollen Piazzettas bei Mondschein von Friedrich Nerly, der sich 1835 in Venedig niederließ (Taxe 280.000 Euro).

 

In der Berliner Dependance kommt russisches Porzellan vom gleichen Einlieferer wie im letzten Jahr zur Auktion, als etliche Verkaufsrekorde aufgestellt wurden. Die meisten Stücke stammen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und sind um die 10.000 Euro taxiert. Die zweite Aukti­on mit Berliner Porzellan, die von einer westdeutschen Indus­triellenfamilie stammt, bietet das Feinste, was seit Langem an KPM­-Pretiosen auf dem Markt angeboten wurde: frühe frideri­zianische Service in zartesten Farbnuancen. Ein von Friedrich II. beauftragtes Tafel­ und Dessert­ Service für das Berliner Schloss, dekoriert mit Blumen und einer Goldlaubkante, war ein Geschenk für Königin Luise von Schweden. Es wird an Exotik übertroffen von einem „Tête­ à­ tête“ mit ägyptischen Dekoren, einem „Egiptischen Caffe und Thè Servis“. Dessen Kannen mit Krokodilen und Schlangen dokumentieren die um 1800 verbreitete Faszination für Ägypten (Taxe 30.000 bis 40.000 Euro).

Lempertz,
Berlin, 30. April
Köln, 21. Mai

Dieser Beitrag erschien in WELTKUNST Nr. 115, Mai 2016

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