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Willkommen im Jenseits

„Das ist kein Hirsch – das ist ein 66-Ender, Baby“ hätte Kurfürst Friedrich III. (1657 – 1713), der spätere König von Preußen, wohl in einem Film von Quentin Tarantino zu seiner Ehefrau Sophie Charlotte gesagt, um seinen kapitalen Abschuss ins rechte Licht zu rücken.

Von Stefan Weixler
03.07.2017

Erlegt hatte er das Tier – das in den Augen Einheimischer mit übernatürlichen Kräften ausgestattet war und von einer weißen Waldfee zu Pferde begleitet wurde – am 18. September 1696 auf der „Jacobsdorff Heyde“ bei Fürstenwalde an der Spree. Am Ort der außerordentlichen Tat wurde sogleich ein steinernes Denkmal errichtet, das Ereignis in diversen Chroniken und Bildern festgehalten – unter anderem durch den 1704 zum königlich preußischen Hofkupferstecher ernannten Johann Georg Wolfgang (1662 – 1744). 

Das spektakulärste Memorial an den legendären Jagderfolg ist aber wohl ein 29 Zentimeter hoher „Willkomm“ in Gestalt des liegenden Hirsches, das der Berliner Goldschmied Daniel Männlich (1625 – 1701) zeitnah im Auftrag des Herrschers anfertigte – wahrscheinlich nach einem Modell des Hofbildhauers Andreas Schlüter (1659 / 60 – 1714). Der Kopf des Tiers kann zum Befüllen / Trinken abgenommen werden, der Sockelboden zeigt die Inschrift: „Diesen Hirsch hat in der Brunfft Zeit, mit Eigener Hand geschoßen der Durchlauchtigste Gross Mächtigste Fürst und Herr HERR FRIDERICH der DRITTE, Marg Graff und Chur-Fürst zu Brandenburg …“ Mindestens 250.000 Pfund soll das Prachtstück aus dem Hause Hohenzollern am 5. Juli bei Sotheby’s London einspielen.

Service

Abbildung

„Trinkpokal in Form eines liegenden Hirsches“, Silber, 1696, H. 29 cm (Foto: Sotheby’s London)

Auktion

Sotheby’s
London
Auktion am 5. Juli

Der vollständige Vorbericht erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 11/2017

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