Architektur und Kunstmuseum

Am ersten Tag entdecken wir Architekturikonen von Zaha Hadid und Alvar Aalto sowie das Kunstmuseum Wolfsburg

Der Bahnhof von Wolfsburg gilt als ein Ort, den man getrost vergessen kann. Zumindest sehen das wohl einige Zugführer so, die hier schon mehrfach versehentlich durchrauschten. Doch schaut man genauer hin, bemerkt man, dass dieser typische Nachkriegsbau keineswegs Monotonie ausstrahlt. Der Boden weist ein geometrisches Muster auf, das der französische Konzeptkünstler Daniel Buren gestaltet hat, durch die hohen Glasfenster dringt buntes Licht, und ein Wartebereich namens Kunst-Station wird derzeit vom Künstler Markus Vater bespielt. Willkommen in Wolfsburg, der Unterschätzten.

Auf dem weitläufigen Bahnhofsvorplatz fällt das Denkmal eines Mannes mit Koffer ins Auge. Es heißt „L’Emigrante“ und ehrt die vielen italienischen Gastarbeiter, die Wolfsburg mit aufgebaut haben – ein erster Hinweis, wie sehr diese Stadt die Geschichte der frühen BRD verdichtet. Nur ein paar Schritte weiter mutet das von der Architektin Zaha Hadid entworfene Wissenschaftsmuseum Phaeno hingegen wie ein Raumschiff aus der Zukunft an. Der spektakuläre Eindruck bestätigt sich im Inneren, wo man normalerweise inmitten erstaunt juchzender Kinder kinetische Kunstwerke von Arthur Ganson oder George Rhoads bestaunen kann. Bis Mitte Dezember ist es noch still hier, es wird renoviert, danach öffnet das Haus pünktlich zum 20. Geburtstag erneut seine Tore.

Feuerstelle im Alvar-Aalto-Kulturhaus von 1958 bis 1962
Feuerstelle im Alvar-Aalto-Kulturhaus von 1958–62 (Foto: Lars Landmann)

Wir laufen durch die zunächst karg und überdimensioniert anmutende Einkaufsmeile Porschestraße bis zum Alvar-Aalto-Kulturhaus. Wolfsburg gilt als Zentrum für die Architektur des berühmten Finnen in Deutschland, gleich drei Bauten hat er hier realisiert. Das Kulturzentrum von 1958–62 mit seinen wundervoll geschwungenen Linien, keramikverkleideten Wänden und dem indirekten Licht beherbergt eine öffentliche Bibliothek.

Direkt hinter dem Aalto-Bau prangt das mächtige Kunstmuseum, das sich seit seiner Gründung vor gut 20 Jahren mit Schauen zur Moderne und Gegenwartskunst einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat. In der aktuellen Ausstellung blicken internationale zeitgenössische Künstler auf die Utopien in den gegenwärtigen krisenhaften Zeiten, ab 21. November folgt eine große Schau der polnischen Textilkünstlerin Małgorzata Mirga-Tas.

Am Abend geht’s ins Theater, denn hier wartet die nächste Architekturikone: Das 1973 eröffnete Gebäude stammt von Hans Scharoun, der auch die Berliner Philharmonie entwarf.

Zum 2. Tag

Zur Startseite