Jahresvorschau

Die besten Ausstellungen 2024

Im Jahr 2024 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Ausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 1: Januar bis März

Von Tim Ackermann
19.12.2023
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 222

Januar

Max Beckmann

Kunstmuseum Den Haag, 27.1. bis 20.5.

Je mehr seine Welt ins Wanken gerät, desto spannender wurden die Bilder. Der Maler Max Beckmann verarbeitete die Schrecken des Ersten Weltkriegs und ab 1933 auch die Anfeindungen der Nationalsozialisten, indem er seine anfängliche Selbstgewissheit aufgab und Werke voller Zweifel schuf: Seine Erzählungen spielen sich auf düsteren Bühnen ab, die von fragmentierten Perspektiven geprägt sind, wie die Retrospektive in Den Haag zeigt. 

Max Beckmann Ausstellung Den Haag
Max Beckmanns Doppelbildnis mit seiner Frau Mathilde aus dem Jahr 1941 lässt erahnen wie beklemmend das Exil des Malers in Amsterdam war. © Stedelijk Museum, Amsterdam

Februar

Sargent and Fashion

Tate Britain, London, 22.2. bis 7.7.

In John Singer Sargents Gemälden türmen sich wahre Seidengebirge auf: Die Modeeskapaden englischer Upper-Class-Ladies in den Salons des Fin de Siècle hielt er aufs Herrlichste fest, und die Tate kombiniert nun in einer raffinierten Schau Originalkleider aus der Zeit mit Porträts ihrer Trägerinnen. 

Histoire de ne pas rire: die Surrealisten in Belgien

Bozar, Brüssel, 21.2. bis 16.6.

1924 schrieb André Breton sein „Manifeste du Surrealisme“ in, na klar, Paris. Allerdings holten die Kunstschaffenden im Nachbarland schnell auf und etablierten in Brüssel ein eigenes Zentrum des Surrealismus mit René Magritte als Hauptvertreter. Zunächst zelebriert das Bozar das Jubiläum der Strömung. Das Centre Pompidou in Paris feiert dann ab 4. September die 100 Jahre der traumhaften Kunst. 

März

Robert Ryman

Musée de l’Orangerie, Paris, vom 6.3. bis 1.7.

Weiß kommt von Wissen, und niemand wusste mehr über das Weiß als Robert Ryman. Die Auseinandersetzung mit dieser (physikalisch gesehen) Nichtfarbe hat das ganze Dasein des 2019 in New York verstorbenen Malers bestimmt. Seine Variationen weißer Ungegenständlichkeit mit Claude Monets riesigen Seerosenbildern zusammenzubringen scheint zunächst gewagt. Doch Claire Bernardi, Direktorin des Pariser Musée de l’Orangerie, überzeugt mit dem Hinweis: Beide Maler wollten die Oberfläche eines Bildes thematisieren und dessen Grenzen überwinden. 

Paris 1874

Wallraf-Richartz-Museum, Köln, 15.3. bis 28.7.

Eine Riege mäßig erfolgreicher Mittdreißiger fand vor 150 Jahren zusammen, um eine Schau in einem Pariser Atelier zu machen. Am 15. April 1874 eröffnete die erste Gruppenausstellung der Impressionisten. Der Rest ist Kunstgeschichte. Aus den vielen Jubiläumspräsentationen sei hier die Kölner Ausstellung genannt, weil sie auch die vorangegangene Loslösung des Impressionismus vom akademischen „Salon de Paris“ detailliert vor Augen führt. So ist man gut vorbereitet für die ebenfalls „Paris 1874“ betitelte Überblicksschau, die am 25. März im Musée d’Orsay in Paris beginnt. 

Mike Kelley. Ghost and Spirit

K21, Düsseldorf, 23.3. bis 8.9.

Die Gedankenwelt von Kindern findet selten Ausdruck in der Kunst. Der 1954 geborene Mike Kelley war jemand, der die Wünsche und Ängste von Kindern verstand. In seinen bekanntesten Werken setzte er ausrangierte Kuscheltiere vom Flohmarkt auf alte Decken. Die Stofftierchen wirkten so einsam und verloren, wie sich junge Menschen eben manchmal fühlen. Kelleys Leben endete 2012 viel zu früh. Ein Jahrzehnt später würdigt ihn diese große Überblicksausstellung.

Wohnorte gegen Geburtsorte

Museum Folkwang, Essen, 15.3. bis 14.7.

Ab Mitte Juni rollt der Ball bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Doch der Wettbewerb wird schon zuvor gedanklich angepfiffen, wenn der Künstler Andreas Slominski in Essen seine 81-teilige Serie „Wohnorte gegen Geburtsorte“ präsentiert, die aus gesammelten historischen Kickerei-Ankündigungsplakaten wie „Bayer 04 – VfB 06 Langenfeld“ besteht.

Andreas Solminski Fußball
Andreas Solminski, „Bayer 04 – VfB 06 Langenfeld“, 1986–1988, aus „Wohnorte gegen Geburtsorte“, © Andreas Solminski / Museum Folkwang

Roy Lichtenstein

Albertina, Wien, 8.3. bis 14.7.

In der Masse der berühmten Pop-Artists hat Roy Lichtenstein die unbestreitbaren Vorteile, dass er seinem Stil stets treu blieb und vor allem, dass seine bunten gigantischen Bilder im Cartoon-Stil irgendwie immer gute Laune machen. „Schau mal, Mickey, ich habe einen dicken Fisch an der Angel“, ruft Donald Duck im frühesten Werk von 1961 der bekannten Comic-Maus zu. Er könnte auch diese Ausstellung in der Albertina meinen. 

Ruth Asawa: Through Line

The Menil Collection, Houston, 22.3. bis 21.7.

Die amerikanische Bildhauerin Ruth Asawa (1926–2013) ist eigentlich für ihre biomorphen Formen aus Draht bekannt. Nun richtet erstmals eine Ausstellung den Blick auf ihre parallel entstandenen Zeichnungen, die eine erstaunliche Variabilität aufweisen – von Selbstporträts bis zu abstrakten Mustern. 

Brâncuși

Centre Pompidou, Paris, 27.3. bis 1.7.

Das ehemalige Atelier des rumänisch-französischen Bildhauers Brâncuși ist fester Teil des Centre Pompidou. Doch das Museum lässt sich bei dieser Retrospektive nicht lumpen und erhöht dank wertvoller Leihgaben die Werkzahl auf fast 200 Skulpturen. Mehr Brâncuși war noch nirgendwo zu sehen. 

Hier gehts zu Teil 2 unserer Jahresvorschau für 2024.

 

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